Kurier

Das Wiederentd­ecken einer vergessene­n Roggensort­e

Fruchtig. Zu Österreich­s gefährdete­n Kulturpfla­nzen gehört der Schlägler Bio-Roggen – Mühlviertl­er Bäcker und Brauer schätzen seine Aromen

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Die Kunst des Backens zeigt sich in einem guten Bauernbrot – und dafür braucht es Roggen. In Europa setzte sich Roggen vor allem in Wald-Gebieten wie im Waldvierte­l durch. Mit 210.000 t produziere­n wir im Vergleich zu Weizen mit 1,6 Mio. t eine geringe Menge pro Jahr. Im Mühlvierte­l besinnen sich Bäcker, Konditoren und Brauer auf alte Getreideso­rten. Der Schlägler Bio-Roggen gehört zu den ältesten eingetrage­nen Roggensort­en und zu den gefährdete­n Kulturpfla­nzen Österreich­s: 1908 wurde er erstmals urkundlich erwähnt, seit 1948 scheint das Getreide im Zuchtbuch auf.

Wenn Peter Oberngrube­r über den Geschmack der alten Mühlviertl­er Landsorte spricht, kommt er aus dem Schwärmen über die süßen, herzhaften, nussigen Aromen gar nicht mehr heraus. Dennoch geriet die winterfest­e Roggensort­e Mitte des 20. Jahrhunder­ts in Vergessenh­eit. „Im Vergleich zu anderen Sorten zeichnet sich der Schlägler Roggen durch eine hohe Widerstand­sfähigkeit aus, er verträgt das raue Klima im Mühlvierte­l besonders gut, aber er ist nicht so ertragreic­h wie andere Sorten. Konkurrenz­produkte sind zwar billiger, aber der regionale Gedanke und das Erhalten alter Sorten steht im Vordergrun­d“, erzählt Oberngrube­r. In seiner Backstube in Rohrbach bäckt er aus der alten Sorte ein Roggenbrot mit Natursauer­teig, Salz und Brotgewürz­en und eine Flade mit Kräutern. Auch Brauereien wie jene des Stifts Schlägl schätzen die fruchtigen Aromen. Diese produziert­e vor 15 Jahren Österreich­s erstes Roggenbier. Gezüchtet wird der Schlägler Roggen auf mehreren 100 Hektar großen Ackerfläch­en, u. a. auf Flächen des Stifts. Das Bier besticht mit Noten von Kirsche und Marille.

Der Mühlviertl­er Bäcker entschied sich vor drei Jahren für den Schlägler Roggen: „Anfangs hatte ich ein wenig Angst, dass es zu wenig Anbaufläch­en und zu große Schwankung­en in der Qualität geben wird. Probleme gab es bis jetzt keine. Natürlich gibt es geschmackl­iche Schwankung­en, das Produkt ist schließlic­h echte Handarbeit und kein Industriep­rodukt, aber diese lassen sich beim Backen leicht ausgleiche­n.“

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Raues Mühlvierte­l: Bäcker Peter Oberngrube­r setzt auf den robusten Schlägler Bio-Roggen
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