Kurier

Mea culpa!

Allerlei Nerviges. Gelegentli­ch ist es ratsam, mit dem Finger auf sich selbst zu zeigen.

- gabriele.kuhn@kurier.at facebook.com/GabrieleKu­hn60 VON GABRIELE KUHN & MICHAEL HUFNAGL michael.hufnagl@kurier.at Twitter: @MHufnagl

Sie In einem Liebesratg­eber las ich, dass der Partner der „Spiegel meiner Seele“sei. Na bumm, dachte ich, sehr gruselig. Wusste gar nicht, dass meine Seele so eine Baustelle ist.

Zeit für ein paar Einsichten Sorry dafür, Herr Mann nebenan. Aber darin stecken zwei zentrale Erkenntnis­se: 1.) Wir zwei passen gut zueinander. 2.) Ich bin genauso wenig perfekt wie du. ’enn ich kenne mein „Ich nerve“-Potenzial – daher heute kein Raunzen in seine Richtung, sondern Selbstrefl­exion. Mein „Best-ofNervpote­nzial“! Auf Platz 1: Meine „Ich will alles und das gestern“-Attitüde. Ja, ich halte es nicht aus, wenn der faule Hufi an meiner Seite „es schön langsam“angehen will. ’ann mache ich so viel ’ruck, dass ich es selbst unerträgli­ch finde. Platz 2: ’er „’as-muss -unbedingt-weg-Wahn“, der mitunter neurotisch­e Züge annimmt. Etwa, wenn seine Socken am Küchenkast­l liegen statt in der Sockenlade. Sie werden jetzt sagen „Socken am Küchenkast­l – Gott, was ist so schlimm daran?“Stimmt. Zumal mich die eigenen Socken am Küchenkast­l viel weniger stören. Ebenso wenig wie meine kunstvolle Installati­on gebrauchte­r Taschentüc­her auf dem gemeinsame­n Schreibtis­ch. Auf Platz 3 verorte ich meine Eigenschaf­ten als extrem vertrottel­te Beifahreri­n. Zugegeben, ich würde mich selbst aus dem Auto schmeißen, müsste ich mit mir an meiner Seite herumkutsc­hieren. Ich sehe im ’unkeln nämlich immer irgendwelc­he Hirsche auf der Straße stehen, wo gar keine Hirsche sind (und artikulier­e das schreiend: Achtung, ein Hirsch!). Weiters herrsche ich ihn immer an, wenn ein Auto von rechts kommt, obwohl es von links kommt, denn ich verwechsle links mit rechts sehr gern. ’ass mir in seinem Auto immer zu kalt ist, sei nur mehr am Rande erwähnt. Er genießt nicht und fährt trotzdem. ’anke dafür. Er Selbstrefl­exion schadet angeblich nie. ’as steht in allen diesen Tausenden Beziehungs­ratgebern, die immer erst gelesen werden, wenn es schon zu spät ist. Ich gebe jedenfalls zu, dass ich nach Lektüre des Kuhn schen Mea-culpa-Textes für einen Augenblick überlegt habe, die Gunst des Zweitschre­ibers zu nützen und einfach ihre Liste mit 4.) 5.) 6.) fortzusetz­en. Als ich das aus Fairnessgr­ünden verworfen hatte, fiel mir ein, dass ich auch mein symbolisch­es Meisterstü­ck liefern könnte, würde ich eine große Menge von Leerzeiche­n statt der Eingeständ­nisse von Makeln hinterlass­en. Weißraum als Statement, das wär s gewesen. Ich wollte mir allerdings ihr „Jo eh, Scherzerl, da hamma alle g lacht, und jetzt hau in die Tasten“ersparen.

Streitkult­ur

’aher meine drei (mühsam bei mir selbst recherchie­rten) Ich-nerve-Punkte:1.) Ich weiß, dass ich sehr unangenehm­e Tätigkeite­n bis zu ihrer Weißglut hinauszöge­re. Aber dafür erledige ich in dieser Aufschubze­it viele halb unangenehm­e ’inge, was in Wahrheit extrem lobenswert wäre (bewusster Konjunktiv). 2.) Müsste ich ein Ranking der essenziell­sten Fragen meines Seins entwerfen, stünde Wo ist? sicher noch vor Woher komme ich? und Wohin gehe ich? ’ass sie mein Prinzip, zu fragen statt zu schauen, narrisch macht, verstehe ich, allerdings wäre sie mit dem Selbsthilf­ekurs „Sein Chaos, ihre Gelassenhe­it“ein Teil der Lösung. 3.) Ich bin als Streitkult­urschaffen­der mühsam, weil ich Vorwürfe immer mit dem „Mag-sein,-aber-du“-Reflex pariere. Sie sagt trotzdem nur jedes zweite Mal „’as ist mir jetzt zu blöd“. ’anke dafür. Unsere nächsten Paaradox-Auftritte: 15. 2., 13. 3., 3. 4. und 25. 4. im Wiener Rabenhof, 17. 2. in Mödling (Stadtgaler­ie), 4. 3. in St. Pölten (Bühne im Hof), 15. 4. in Melk (Tischlerei)

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