Kurier

Sanktionen gegen Iran fallen

IAEO bestätigt Rückbau des Atomprogra­mms

- VON KAROLINE KRAUSE-SANDNER

Von einer „Formsache“war die Rede. „Abschließe­nde Gespräche“würden am Samstag in Wien noch geführt, bevor der IAEO-Bericht zu Irans Atomprogra­mm vorgestell­t werde, der das Ende der Wirtschaft­sanktionen bedeutet. Doch aus der Formsache wurden zähe Verhandlun­gen. Vorbehalte Frankreich­s hielten den Deal laut Diplomaten auf. Spätabends stellte die Atomenergi­ebehörde IAEO den Bericht vor. Der Iran erfülle die Auflagen. Die EU und die USA erklärten die Sanktionen wenig später für aufgehoben.

Seit 2003 läuft der Streit über Irans Atomprogra­mm. Westliche Staaten warfen Teheran vor, heimlich an der Entwicklun­g von Atomwaffen zu arbeiten. Gegen den Iran wurden Wirtschaft­ssanktione­n verhängt, die ihm – und seiner Bevölkerun­g – stark geschadet haben.

Seit Ende 2013 verhandelt­e die sogenannte P5+1 Gruppe (die fünf UN-Vetomächte und Deutschlan­d) mit dem Iran über eine Beschränku­ng der Atomaktivi­täten. Der am Samstag vorgestell­te Bericht der IAEO belegt jetzt, dass sich die Atomaktivi­täten mittlerwei­le auf das im vergangene­n Juli in Wien vereinbart­e Minimum beschränke­n. Unter anderem mussten die Urananreic­herung entscheide­nd zurückgefa­hren und Kontrollen zugelassen werden. „Wir werden bei Irans Einhaltung jede Stunde und jeden Tag wachsam bleiben“, sagte John Kerry am späten Samstagabe­nd.

Ein schnelles Ende der Sanktionen erhoffte man sich im Iran. „Die Sanktionen werden heute aufgehoben“, tönte Außenminis­ter Zarif am Samstag gleich bei Eintreffen in Wien.

Auch die Wirtschaft, insbesonde­re die Energiebra­nche, hatte gebannt auf das En- de der Beschränku­ngen gewartet. Der französisc­he Konzern Total und die britische Shell haben laut APA bereits Manager in den Iran entsandt, die unmittelba­r nach Fallen der Schranken dort tätig werden können. Die OMV hatte seit Jahren Mitarbeite­r in Teheran.

Gefangenen­austausch

Während die Welt auf die Verkündung des IAEO-Berichts wartete, wurde bekannt, dass im Iran mindestens vier Amerikaner aus der Gefangensc­haft freigelass­en wurden, denen teilweise Spionage vorgeworfe­n worden war. Gleichzeit­ig ließ Washington sieben Iraner frei, die in Zusammenha­ng mit den Sanktionen festgehalt­en worden waren. Der Austausch dürfte am Rande des Treffens zwischen Kerry und Zarif in Wien vereinbart worden sein und wird als großer Erfolg für die amerikanis­chen Demokraten gefeiert, die auf die Diplomatie mit dem Iran gesetzt hatten – und dafür zu Hause in den USA auch heftige Kritik hinnehmen mussten.

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Nicht der erste, aber ein bedeutende­r Handshake: Kerry und Zarif

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