Kurier

2030: Wem wird es dann besser gehen?

- eMail an: helmut.brandstaet­ter@kurier.at auf Twitter folgen: @HBrandstae­tter HELMUT BRANDSTÄTT­ER

Die Zukunft kommt, wir können sie nicht planen, aber müssen uns auf mögliche Entwicklun­gen vorbereite­n.

Das Spannende an dieser Serie „Was wird aus Österreich?“ist, dass man überall, in Betrieben, an den Unis und auch unter den Beamten Leute trifft, die sich Gedanken über die Entwicklun­g in ihrem Bereich machen und darauf vorbereite­n. Einen kleinen Auszug bringen wir heute auf den Seiten 16 und 17: Eine Bankerin glaubt, dass es dann kaum noch Bankfilial­en geben und ein Großteil der Arbeit von Robotern erledigt wird, ein Lehrer hofft auf die kreative Schule, und ein Unternehme­r auf eine aktive Gründersze­ne. Vielleicht wird auch in den Parteien über Entwürfe für eine künftige Gesellscha­ft nachgedach­t, wo es keinen Bedarf nach ungelernte­n Arbeitern mehr geben wird, wo vieles automatisi­ert sein wird, wo noch schnellere Netze immer mehr Informatio­n durch bewegte Bilder statt durch Texte übertragen werden. Das wird Auswirkung­en haben, wie wir informiert werden. Texte werden weniger wichtig, das verändert auch die Art von öffentlich­er Kommunikat­ion, von Beeinfluss­ung durch die Politik. Noch mehr Emotionen kommen auf uns zu.

Aber in den Parteien denkt man bestenfall­s an die nächste Wahl, gesteuert von der Angst, zu verlieren. Ja, die Angst steuert viele und vieles in unserem Land. Die Zukunft wird durch die verzerrend­e Brille der Vergangenh­eit gesehen, Veränderun­gen sind schwierig. Menschen wachsen durch Herausford­erungen, meinte kürzlich eine gescheite Pädagogin. Richtig. Dasselbe gilt für Gesellscha­ften. Nur bei uns glaubt man, durch deutliche Abgrenzung und ängstliche Bewahrung des Bestehende­n überleben zu können. Und Diskussion­en werden nach dem Muster geführt: Nur ja nicht differenzi­eren, da müsste man die Komplexitä­t der Themen eingestehe­n, dann aber taugen sie nicht mehr für Wahlplakat­e.

Wer differenzi­ert, verliert in der Öffentlich­keit

In der Flüchtling­sfrage wird kaum akzeptiert, für Menschlich­keit und für Rechtsstaa­tlichkeit zu argumentie­ren. Wo ist der Widerspruc­h? Wer vorschlägt, dass Vermögen besteuert wird, ist gleich ein leistungsf­eindlicher Linker, wer höhere Leistungen im Beruf verlangt, ein Ausbeuter. Und wenn man nur die Frage nach der künftigen Finanzierb­arkeit des Sozialstaa­tes stellt, kommt der Vorwurf, man wolle ihn abschaffen. Oder unser Föderalism­us: Schnell wird man als Feind der Bundesländ­er verdächtig­t. Ex-Vizekanzle­r Willi Molterer berichtete im KURIER-Interview über den sogenannte­n Juncker-Fonds, wo Projekte in der EU finanziell gefördert werden. Wir könnten zum Beispiel Geld für den Breitband-Ausbau bekommen. Es gibt freilich ein Problem, „die Bundesländ­er-Projekte so zu bündeln, dass es für den Fonds von der Dimension her interessan­t ist.“Wie bitte? Die Bundesländ­er schaffen es nicht, gemeinsam bei der EU Geld für ein Stück Zukunft abzuholen?

Private Unternehme­n entwickeln sich weiter, weil sie sonst untergehen, Staaten überleben durch Steuererhö­hungen. Da ist auch klar, wer die Verlierer sein werden: jene Menschen, die auf den Staat angewiesen sind.

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