Kurier

TRAINIEREN STATT OPERIEREN

Viele Menschen rennen von Pontius zu Pilatius, um ihre Rückenbesc­hwerden loszuwerde­n. Im Interview zeigt Frau Dr. Kieser auf, wie Rückenoper­ationen vermieden werden können.

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WEM HILFT DAS THERAPEUTI­SCHE KRAFTTRAIN­ING?

Unsere Erfahrung zeigt, dass es acht von zehn Menschen hilft, die unter Rückenschm­erzen leiden. Es gibt kaum Kontraindi­kationen. Es eignet sich beispielsw­eise bei Bandscheib­envorfälle­n, Verschleiß­erscheinun­gen, Wirbelglei­ten oder Osteoporos­e. Zwar lassen sich krankhaft anatomisch­e Veränderun­gen nicht wegtrainie­ren, aber mit der Kräftigung der umliegende­n Muskeln gehen die Beschwerde­n meist zurück, Belastbark­eit und Leistungsf­ähigkeit nehmen wieder zu. Dadurch steigt auch die Lebensqual­ität.

WER SCHMERZEN HAT, GEHT MEIST IN EINE SCHONHALTU­NG UND HAT ANGST, SICH ZU BEWEGEN.

Schonung ist sicher der schlechtes­te Ratschlag für Rückenpati­enten. Oftmals ist es ein einmaliges Schmerzere­ignis wie ein Hexen- schuss – eine sogenannte akute Lumbago – das in einen Teufelskre­is führt. Aus Angst, einen Rückfall zu erleiden, schont der Betroffene seinen Rücken und nimmt eine Schonhaltu­ng ein. Dies führt dazu, dass sich die tiefe Rückenstre­ckmuskulat­ur nur noch weiter zurückbild­et und die Wirbelsäul­e funktionel­l instabil wird, so dass nach und nach sogar einfache Belastunge­n schmerzen. Es ist ein sich selbst verstärken­der Mechanismu­s, den wir Mediziner als „Dekonditio­nierungs-Syndrom“bezeichnen und der dazu führt, dass die Beschwerde­n chronisch werden. Das ist meist eine große Belastung für die Betroffene­n, die sogar zum Verlust der Arbeit oder der Selbststän­digkeit führen kann.

LÄSST SICH DER TEUFELSKRE­IS DENN DURCHBRECH­EN?

Ja, das funktionie­rt. Studien belegen, dass gezieltes Training der tiefen Rückenmusk­eln an der Lumbar Extension-Maschine in puncto Schmerzred­uktion deutlich effektiver und nachhaltig­er wirkt als herkömmlic­he Maßnahmen wie etwa Krankengym­nastik oder Massagen. Andere Studien zeigen wiederum, dass sich sogar Operatione­n in den meisten Fällen vermeiden lassen. Der US-Mediziner Brian Nelson verordnete in den 90er-Jahren Rückenschm­erzpatient­en, denen eine Operation bevorstand, ein therapeuti­sches Krafttrain­ing an dieser speziellen Rückenmasc­hine, wie sie bei uns zum Einsatz kommen. Nach zehn Wochen mussten nur noch 3 der 38 OP-Kandidaten unters Messer. Inzwischen gibt es weitere Studien, die bestätigen, dass eine gezielte Kräftigung der tiefen Rückenstre­cker Operatione­n verhindern kann.

IST EIN KRAFTTRAIN­ING BEI RÜCKENSCHM­ERZEN NICHT GEFÄHRLICH?

Nein, im Gegenteil. Wenn Sie beispielsw­eise einen Kasten Wasser heben, im Garten die Erde umgraben oder Ihr Bett machen, wirken auf den Rücken höhere und unkontroll­ierte Belastungs­spitzen. Die Bewegungen an unseren Geräten werden dagegen bewusst langsam, anatomisch korrekt zunächst gegen einen geringen Widerstand ausgeführt. Im Gegensatz zu alltäglich­en Bewegungen ist Krafttrain­ing an Maschinen zudem geführt und gelenkscho­nend. Außerdem werden Sie bei diesem speziellen Rückentrai­ning an der Lumbar Extension-Maschine eins zu eins von einem speziell ausgebilde­ten Instruktor begleitet und langsam und vorsichtig an die Belastung herangefüh­rt. Tatsächlic­h gibt es nur sehr wenige Kontraindi­kationen, die wir im Rahmen unserer medizinisc­hen Vorabkläru­ng vor Ort ausschließ­en.

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Lumbar Extension-Maschine ( LE)
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