Der gefallene Trainer wartet auf seine Familie
Osama Mohsen. Der syrische Fußballcoach ist in Spanien, Frau und Töchter sind in der Türkei
Die ungarische Journalistin Petra Laszlo machte einen 53-jährigen Syrer zu einem der berühmtesten Flüchtlinge der Welt. Am 8. September lief Osama Abdul Mohsen mit seinem siebenjährigen Sohn Said auf dem Arm über ein Feld nahe der Ortschaft Röszke an der ungarisch-serbischen Grenze, da stellte ihm die Kamerafrau eines rechtslastigen Senders das Bein. Die Szene wurde vom RTLReporter Stefan Richter gefilmt und ins Internet gestellt, Der britische Sender Channel
4 lud die Szene ebenfalls ins Netz. Sie wurde mittlerweile 30 bis 40 Millionen Mal geklickt, wie Richter schätzt.
Mohsen wusste nicht, dass die Szene gefilmt wurde. Er rappelte sich auf, rannte weiter und machte sich auf den Weg nach Budapest. Der 53-Jährige wollte nach Deutschland, wo bereits sein 18-jähriger Sohn Mohammad angekommen war. Das Video gab der anonymen Masse der Hunderttausenden Flüchtlinge ein Gesicht.
Mohsen wuchs an der irakisch-syrischen Grenze auf, studierte in Aleppo, wurde Sportlehrer und Fußballtrainer, er coachte sogar einen Klub in der Profiliga. Er heiratete, zeugte vier Kinder. Doch dann kam der Bürgerkrieg ins Dörfchen Deir al-Sor. Mit dem Geld seines Bruders flüchtete Mohsen mit seiner Familie im Jahr 2012 aus Syrien. In der Türkei fand Mohsen aber keinen Job, um die Familie zu ernähren, also musste es weiter weg gehen. Die Frau blieb mit den zwei Töchtern in der Türkei. Der älteste Sohn und Mohsen mit dem jüngsten Sohn machten sich auf den Weg nach Europa. Das Video von Röszke änderte Mohsens Leben.
Denn auch Miguel Ángel Galán sah die Szenen. Der Präsident des spanischen Verbandes der Fußballtrainer glaubte darin einen Kollegen zu erkennen. Er rief Mohsen, der inzwischen in Deutschland angekommen war, an – und lud ihn nach Spanien ein. Mohsen bekam einen Job an der Trainerschule, eine kleine Wohnung, Said durfte sogar mit Cristiano Ronaldo vor einem Real-Madrid-Match einlaufen. Ein Happy End? Nicht ganz. Die 200, 300 Euro, die ihm im Monat von seinen 2000 Euro Gehalt bleiben, schickt er in die Türkei. Denn dort sind noch seine Frau und die übrigen Kinder. Für den Familiennachzug verlangt das spanische Gesetz Papiere, die nur die syrische Botschaft in Ankara ausstellen kann. Und die weigert sich.