Die Oscars müssen sich verändern
Proteste und Boykottaufrufe. Keine schwarzen Darsteller reif für den Oscar?
Die Nicht-Nominierung schwarzer Schauspieler zieht Boykottaufrufe nach sich.
Es passierte heuer das zweite Mal in Folge. Keine afroamerikanischen Schauspieler und Schauspielerinnen wurden als bester Darsteller oder Darstellerin für den diesjährigen Oscar nominiert. Nur weiße Männer und Frauen schafften es auf die Liste der begehrten Hauptkategorien des wichtigsten Filmpreises der Welt.
Dasselbe geschah schon letztes Jahr: Auch 2015 war offensichtlich kein nicht-weißer Darsteller gut genug, um für einen Oscar infrage zu kommen. Unter dem Hashtag #OscarsSoWhite entflammte eine große Debatte über diese Entscheidung der Academy. Jada Pinkett Smith – Schauspielerin, Produzentin und Ehefrau von Will Smith – hatte zum Boykott der Preisverleihung aufgerufen, ebenso der prominente schwarze Filmemacher Spike Lee.
Enttäuscht, frustriert
Die Frustration der afroamerikanischen Film-Community wurde an höchster Stelle der Academy gehört. Deren schwarze Präsidentin, Cheryl Boone Isaacs, äußerte sich ebenfalls streitbar und veröffentlichte eines ihrer seltenen Statements. Darin heißt es, sie sei „zutiefst enttäuscht und frustriert“über die Nominierungen seitens der Academy. In den nächsten Tagen und Wochen würde sie „dramatische Schritte unternehmen“, um die Mitgliedschaft der Wahlberechtigten zu diversifizieren.
Zwar gab die Präsidentin Regisseur Spike Lee recht, der meinte, die Schuld läge zu einem großen Teil bei den weißen Studiobossen („Es ist leichter, US-Präsident zu werden als schwarzer Studioboss“). Gleichzeitig aber dürfe sich die Academy nicht vor der eigenen Verantwortung drücken, so Cheryl Boone Isaacs: Es habe zumindest eine Handvoll von ausgezeichneten Filmen gegeben, in denen nicht-weiße Schauspieler brilliert hätten.
Damit meinte sie etwa das hoch akklamierte Rap-Movie „Straight Outta Compton“; Idris Elba als Warlord in „Beasts of No Nation“; Michael B. Jordan in dem RockyFilm „Creed – Rocky’s Legacy“– oder Will Smith als Pathologe in „Concussion“.
Fünfjahresplan
Nun will die Präsidentin konkrete Taten folgen lassen, um die Mitglieder der Academy heterogener zu machen. Sie entwickelte einen Fünfjahresplan namens A2020, um das Ziel von einer größeren Ausgewogenheit in Bezug auf Alter, Geschlecht, Ethnie und sexueller Orientierung herzustellen.
Im Jahr 2012 bestanden die 5765 Mitglieder der Academy – alles Mitarbeiter der Filmbranche – zu 94 Prozent aus Weißen und zu 77 Prozent aus Männern. Durchschnittsalter: 62.
Das soll sich schleunigst ändern. Im letzten Jahr sprach die Academy 322 neue Einladungen an möglichst „diverse“Menschen aus. So wurde etwa der schwarze Schauspieler David Oyelowo Mitglied. Oyelowo war letztes Jahr als Darsteller von Martin Luther King Jr. in dem Bürgerrechtsdrama „Selma“bei den Nominierungen übergangen worden. Dass 2015 kein nicht-weißer Schauspieler nominiert wurde, hatte ihn stark vergrämt. Aber dass dies heuer wieder passieren sollte?
„Das ist unverzeihlich“, so Oyelowo verbittert: „Ich bin Academy-Mitglied – und diese Entscheidungen reflektieren nicht meine Meinung.“