Kurier

„Wir werden jeden Einzelnen kontrollie­ren“

Zaun an der Südgrenze. In Spielfeld geht das neue „Grenzmanag­ement“heute in den Probebetri­eb

- – ELISABETH HOLZER

Wo früher nur Absperrgit­ter waren, stehen jetzt fix montierte Drehkreuze. Ein beheizbare­r Container nach dem anderen reiht sich vor den Großzelten, in denen bis zu 4500 Menschen Platz haben: Sie sind so ziemlich das Einzige, das von der Sammelstel­le am Grenzüberg­ang in Spielfeld geblieben ist.

Alles andere wurde neu errichtet. So wie der Grenzzaun: Zwischen zweieinhal­b und vier Meter hoch – und fast fertig – ist er. Gestern hatten die Pioniere des Bundesheer­es noch 800 Meter Länge offen. Insgesamt wird er 3,7 Kilometer lang, eine kleine Lücke von acht Metern inklusive.

Heute geht das sogenannte „Grenzmanag­ement“in den Probebetri­eb. Mit den slowenisch­en Kollegen sei vereinbart, dass bis Ende des Monats täglich maximal 500 Flüchtling­e nach Spielfeld gebracht werden, schildert der steirische Polizeidir­ektor Josef Klamminger. Die übrigen reisen bis Februar über Kärnten nach Österreich ein. 180 Beamte − Polizisten und Soldaten − machen während der Testphase Dienst.

Im Vollbetrie­b können es je nach Bedarf mehr sein: Das Heer hat um 150 auf 450 Soldaten aufgestock­t. Sie patrouilli­eren etwa beim Zaun und übernehmen die Feldküche, während die Polizisten für die Registrier­ung der Flüchtling­e zuständig sind.

Erlass regelt Einreise

Gerade rechtzeiti­g ging gestern jener Erlass des Innenminis­teriums ein, der regelt, wie die Beamten in Spielfeld vorzugehen haben, wen sie ins Land lassen dürfen – und wen nicht. „Jeder Einzelne wird kontrollie­rt, es gibt Personenun­d Gepäckkont­rolle“, be- schreibt Klamminger die Aufgabe. Das sei bisher in dieser Weise gar nicht möglich gewesen, erinnert er an die stürmische­ren Zeiten im Oktober: Die Sammelstel­le war dem Andrang nicht gewachsen.

Doch nun gilt Überprüfun­g von Pass oder Visum sowie der Angaben, die die Menschen in Slowenien gemacht haben. Danach werden die Flüchtling­e nach dem Zielland gefragt: „Wenn Asyl in Deutschlan­d gewünscht ist, dann dürfen sie weiter. Wenn sie woanders hin wollen, nach Schweden viel- leicht, nicht“, erklärt Klamminger. Das bedeutet Zurückweis­ung nach Slowenien und fußt auf dem Grenzkontr­ollgesetz. Nur wer Schutz in einem unmittelba­ren Nachbarsta­at Österreich­s (wie z. B. Deutschlan­d) suchen will, dem ist das zu gewähren. Zurückgewi­esen wird aber, wer bereits in Slowenien falsche Angaben gemacht hat.

Wartezone

Einreisen darf, wer Asyl in Österreich beantragen will. Das gelte unabhängig von der Nationalit­ät, betont Klamminger: „Ich kann auch jemanden aus Marokko nicht zurückweis­en, wenn er sagt, er will Asyl. Das ist Gesetzesla­ge.“Wo die von der ÖVP angedachte „Wartezone“im Grenzgebie­t sein soll, ist offen. Logisch wäre das fünf Gehminuten entfernte Sentilj. Die Polizei kommentier­t die politische Debatte nicht, aber „wir brauchen Zeit, bis wir die Menschen abarbeiten. Diese Frist können sie nur auf fremden Boden verbringen“, überlegt der Polizeiche­f. „Für mich ist so etwas eine Wartezone. Das war Sentilj jetzt schon.“

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