Kurier

Skepsis gegenüber Kurz-Plan, Grenzen in EU zu schließen

- – M. KOPEINIG, STRASSBURG

EU-Parlament. Die Reaktionen auf die Aussagen von Außenminis­ter Sebastian Kurz, wonach ein Domino-Effekt bei Grenzkontr­ollen eine europäisch­e Lösung beschleuni­gen würde, fallen zurückhalt­end aus. „Das ist nicht unsere Position. Grenzkontr­ollen nützen nichts, weil sie zur Verlagerun­g der Flüchtling­sströme führen“, heißt es an der Kommission­sspitze gegenüber dem KURIER. Die EU brauche nicht Grenzkontr­ollen, sondern effiziente­n Schutz der Außengrenz­e mit Aufnahmeze­ntren für Asylwerber und eine Aufteilung dieser auf alle EU-Staaten.

Außenminis­ter FrankWalte­r Steinmeier (SPD) wollte Kurz nicht kommentier­en. „Das ist im Augenblick österreich­ische Innenpolit­ik“. In Berlin erklärte er, dass er „skeptisch gegenüber Grenzschli­eßungen“sei. Er verstehe nicht, was der Asyl-Gipfel der österreich­ischen Regierung am Mittwoch bringen solle. „Ich weiß nicht, worauf das hinausläuf­t.“Er könne nicht sagen, ob Deutschlan­d danach dieselben Maßnahmen ergreifen werde.

Österreich­s EU-Abgeordnet­en sind – was Kurz angeht – gespalten: Vizepräsid­entin Ulrike Lunacek (Grüne), wirft Kurz eine „nationalko­nservative Politik vor. Er treibt die Orbánisier­ung der ÖVP voran.“Als „politische Profilieru­ng“nennt Josef Weidenholz­er, Menschenre­chtssprech­er der Sozialdemo­kraten, den Vorstoß. FPÖ-Delegation­sleiter Harald Vilimsky sieht in Grenzkontr­ollen „gar kein Problem“.

In der ÖVP-Riege äußert man sich mit „Ja, aber“. Der Kurz-Plan, alle Grenzen zu schließen, sei ein „Aufschrei, um das Problem bewusst zu machen“. Grenzkontr­ollen seien ein „nationaler Zwischensc­hritt zu einer europäisch­en Lösung“, sagte Delegation­schef Othmar Karas. Er setzt nach wie vor auf eine europäisch­e Lösung.

Herbe Kritik kommt vom Vizepräsid­enten Alexander Graf Lambsdorff (FDP). „Ich bin etwas ärgerlich, wenn ich den österreich­ischen Außenminis­ter diese Dinge da sagen höre, man wolle jetzt die nationalen Grenzen dichtmache­n“. Lambsdorff verwies auf Schäden für Wirtschaft und Bürger durch neue Grenzkontr­ollen.

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