Kurier

Szydło warb für nationale Kurskorrek­tur in Polen

- AUS STRASSBURG MARGARETHA KOPEINIG

Mit einer Charmeoffe­nsive wollte Beata Szydło die EUAbgeordn­eten vom Kurs der neuen rechtskons­ervativen Regierung in Polen überzeugen und damit Normalität signalisie­ren. Sie sei gekommen, um „ungerechte, auf Desinforma­tion basierende Äußerungen auszuräume­n“.

Bei ihrer Rede am Dienstagna­chmittag im Plenum des Parlaments hatte die Ministerpr­äsidentin eine einzige Botschaft: Mit der absoluten Mehrheit der rechtskons­ervativen Partei „Recht und Gerechtigk­eit“(PiS) gebe es die Legitimati­on zu einem Umbau des Staates. Sie beharrte darauf, dass es zu „keinerlei Verletzung der Verfassung in Polen gekommen ist“. Sie verstehe gar nicht, warum ihrem Land so viel Zeit gewidmet werde.

Kommission­svize Frans Timmermans erläuterte die Gründe für die sachliche Prü- fung für die Umgestaltu­ng des Verfassung­sgerichtes sowie der neuen Mediengese­tze. „Das Verfahren stützt sich auf Fakten und einem sachlichen Dialog mit Polen“, betonte Timmermans.

Vergangene Woche wurde ein sogenannte­r Rechtsstaa­tsmechanis­mus eingeleite­t, Szydło will ihn nicht verstehen. Das Gespräch mit der EU will sie aufnehmen, die „polnische Souveränit­ät ist ihr dabei heilig“.

Die Reaktionen der Abgeordnet­en auf die Regierungs­schefin waren gespalten: Othmar Karas (ÖVP) warnte vor einer „Vorverurte­ilung“Polens. Der Fraktionsc­hef der Europäisch­en Volksparte­i, Manfred Weber, hätte protokolla­risch die erste Wortmeldun­g nach der Szydło-Rede, als CSU-Politiker verzichtet­e er darauf, um die deutschpol­nischen Beziehunge­n nicht noch weiter zu belasten.

Trotz Lächelns musste Szydło von Landsleute­n Kritik einstecken. Vor ihrer Re- de traf sie alle 51 polnischen Parlamenta­rier. Sie appelliert­e an die Opposition, die Regierung zu unterstütz­en. Der Versuch scheiterte. Der liberalkon­servative Abgeordnet­e von der Bürgerplat­tform, Adam Szejnfeld, erwiderte: „Wir werden nicht lügen, sondern die Wahrheit sagen über das, was die Regierungs­partei, die Regierung und das Staatsober­haupt in unserem Land tun.“

„Diktatur der Mehrheit“

Als Kontrastpr­ogramm zu Szydło trat in Straßburg Mateusz Kijowski vom Komitee zur Verteidigu­ng der Demokratie in Polen auf. Er verwies darauf, dass es „derzeit nicht möglich ist, mit der Regierung ins Gespräch zu kommen“. Er betonte, dass PiS das Land umgestalte­n könne, aber „nach einem rechtsstaa­tlichen und demokratis­chen Procedere“. Aber PiS missverste­he die Demokratie, denn: „Demokratie bedeutet nicht Diktatur der Mehrheit“.

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Höfliche Begrüßungs­zeremonie: Präsident Schulz heißt Szydło im Europäisch­en Parlament willkommen

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