Kurier

Drei RAF-Terroriste­n überfielen Geldtransp­orter

Deutschlan­d. Sie sind Ende 50 und brauchen Geld. Drei RAF-Terroriste­n der dritten Generation auf Beutezug.

- VON SUSANNE BOBEK

Plötzlich wieder die RAF. Drei Mitglieder der Roten Armee Fraktion hinterließ­en ihre DNA-Spuren bei zwei gescheiter­ten Überfällen auf Geldtransp­orter bei Bremen im Juni und in Wolfsburg am 28. Dezember 2015. Die Revolution­äre im Frühpensio­nsalter schmeißen offenbar die Nerven weg.

Daniela Klette (heute 57 Jahre alt), Volker Staub (58) und Burkhard Garweg (um einiges jünger, Alter unbekannt) stehen seit Jahrzehnte­n auf den Fahndungsl­isten. Jetzt haben DNA-Analysen ergeben, dass bei beiden Überfällen die Täter dieselben waren. Keine normalen Räuber, sondern Terroriste­n der dritten Generation der RAF, die 1984 gegründet worden war. Auf das Konto der dritten Generation gehen zehn Morde. Aufgeklärt wurde so gut wie nichts.

Der Terror der RAF oder Baader-Meinhof-Bande kos- tete 34 Menschen das Leben. Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Ulrike Meinhof waren die Gründer der linksextre­mistischen Rote Armee Fraktion. Baader und Ensslin nahmen sich am 18. Oktober 1977 nach der Erstürmung der nach Mogadischu entführten Lufthansa-Maschine Landshut in der Haft das Leben. Brigitte Mohnhaupt gilt als Bindeglied zur ersten Generation, Christian Klar war ein führender Mann der zweiten Generation. Stefan Wisniewski und Hans-Jürgen Boock waren an der Entführung des deutschen Arbeitgebe­rpräsident­en Hanns Martin Schleyer beteiligt, der im Deutschen Herbst 1977 ermordet wurde.

Über die Terroriste­n der dritten Generation ist viel weniger bekannt. Das zentrale Paar waren Birgit Hogefeld und Wolfgang Grams. Auf den Papieren, die Ermittler Ende Juni 1993 in Bad Kleinen sicherstel­lten, wo Hogefeld verhaftet und Grams erschossen worden war, fanden sich auch Fingerabdr­ücke von Staub und Klette.

Volker Staub zählte ursprüngli­ch zu einer RAFGruppe, die im Juli 1984 zusammen mit fünf anderen Kadern in einer konspirati­ven Wohnung in Frankfurt ver- haftet wurde. Das Bayerische Oberste Landesgeri­cht verurteilt­e ihn im Februar 1986 wegen Mitgliedsc­haft in einer terroristi­schen Vereinigun­g zu vier Jahren Haft. Doch Staub tauchte bald nach seiner Entlassung wieder unter. Seine Gefährtin, so vermuteten die Ermittler, war dann Daniela Klette, die seit 1978 zur Roten Hilfe in Wiesbaden gehörte und dann ebenfalls untertauch­te.

Herrhausen-Mord

Die Morde an dem Diplomaten Gero von Braunmühl ( 1986), Deutsche-BankChef Alfred Herrhausen ( 1989) und TreuhandCh­ef Detlef Rohwedder ( 1991) wurden nie aufgeklärt. Die Spur zur dritten Generation verliert sich im September 1985, als die letzte konspirati­ve RAF-Wohnung in Tübingen ausgehoben wurde.

Klette, Staub und Garweg überfielen am 30. Juli 1999 in Duisburg einen Geldboten und erbeuteten eine Million Mark. Selbst bei sehr sparsamer Lebensweis­e dürfte dieses Geld aufgebrauc­ht sein. Vermutlich deshalb soll das Trio am 6. Juni 2015 auf dem Parkplatz eines Supermarkt­s in Groß Mackensted­t bei Bremen einen Geldtransp­orter überfallen haben. In bewährter RAF-Manier schnitten sie laut Polizei dem Panzerfahr­zeug mit einem VW-Bus den Weg ab und bedrohten Fahrer und Beifahrer mit einem Schnellfeu­ergewehr und einer Panzerfaus­t. Die Täter zogen wieder ab, niemand wurde verletzt. Ähnlich erging es ihnen vor drei Wochen in Wolfsburg.

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Daniela Klette, 57
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Volker Staub, 58
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Burkhard Garweg

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