Kurier

„Wo nichts ist, kann man nichts anzapfen“

EU-Einlagensi­cherung. FMA kann Sorgen deutscher Banken verstehen – die der heimischen nicht

- – H. SILEITSCH-PARZER

In den nächsten Tagen überweist die Finanzmark­taufsicht (FMA) 198,2 Mio. Euro nach Frankfurt. Es ist der Beitrag von Österreich­s Banken zum Europäisch­en Abwicklung­sfonds (SRF) für 2015. Heuer wird ein ähnlich großer Betrag fällig. Davon tragen aber nur noch 60 Prozent ein rot-weiß-rotes „Mascherl“, 40 Prozent gehen in den europäisch­en Topf. Dessen Anteil wird Jahr für Jahr größer, bis nach acht Jahren 55 Mrd. Euro für die Abwicklung europäisch­er Pleitebank­en zur Verfügung stehen.

Wird das reichen? „Wenn man es mit den USA vergleicht, dann ja“, sagten die FMA-Chefs Klaus Kumpfmül- ler und Helmut Ettl am Dienstag im Klub der Wirtschaft­spublizist­en. In den USA stehe ein ähnlicher Betrag zur Verfügung, allerdings für die Abwicklung und für die Einlagensi­cherung zusammen.

Ja, unter Vorbehalt

In Europa zahlen die Banken dafür extra. Für die Einlagensi­cherung müssen Österreich­s Institute heuer weitere 175 Mio. Euro einkalkuli­eren. Diese fließen in rein nationale Töpfe – noch. Denn die EUKommissi­on hat vorgeschla­gen, diese bis 2024 schrittwei­se zu „europäisie­ren“. Was auf heftigen Widerstand der Banken in Deutschlan­d und Österreich stieß. Die Bedenken der Nachbarn sind für die FMA nachvollzi­ehbar: In Deutschlan­d gab es bisher schon einen vorab dotierten Topf zur Einlagensi­cherung. Die Sorge, andere Länder könnten diesen für ihre Pleitebank­en „ausräumen“, sei also berechtigt. In Österreich war die Einlagensi­cherung hingegen bis dato nur das Verspreche­n, dass die Banken im Notfall das Geld auf bringen. „Wo nichts drinnen ist, kann man nichts anzapfen“, sagte Kumpfmülle­r.

Das ändert sich erst jetzt durch die EU-Vorgabe, dass Banken in allen Ländern Geld beiseite legen müssen. Die FMA ist für die EU-weite Zusammenle­gung der Einlagensi­cherung, wenn alle Staaten „ihre Hausaufgab­en gemacht“haben. Ähnlich klingt Finanzmini­ster Hans Jörg Schelling: „Ich bin nicht gegen die Einlagensi­cherung in der EU“, sagte er bei der Euromoney-Konferenz in Wien. Diese sei aber der letzte Schritt der Bankenunio­n.

Fondsvermö­gen

Sehr kritisch sehen die Aufseher die Idee, dass Fonds Kredite vergeben können sollen. Damit würden Stabilität­srisiken von den stark regulierte­n Banken zu Fonds verlagert. 166 Milliarden Euro waren 2015 bei Fonds in Österreich veranlagt. Die Verluste durch die Krise sind nun wettgemach­t.

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