Kurier

Harter Job für neuen OMV-Finanzchef

Problemfal­l. Zu teure Investitio­nen, zu hohe Kosten, zu niedrige Profitabil­ität / Bremse bei Vorstandsa­bfindungen

- VON ANDREA HODOSCHEK

Die Turbulenze­n im Vorstand des Öl- und Gaskonzern­s OMV dürften ausgestand­en sein. Finanzvors­tand David Davies ist – voraussich­tlich – der letzte Spitzenman­ager, der vorzeitig abgeht. Der gebürtige Grazer Reinhard Florey, derzeit Finanzvors­tand beim finnischen Stahlkonze­rn Outokumpu Oyi, wird ab Verfügbark­eit, spätestens aber mit 1. August, als neuer Finanzchef an Bord kommen. Der 50-jährige Grazer begann seine Karriere beim Berater McKinsey und stieg dann in die Stahlindus­trie ein. Auffallend: Er hat keine Russland-Erfahrung.

Die OMV wird Davies, dessen Vertrag bis März 2017 gelaufen wäre, nicht abfertigen. Er erhält stattdesse­n einen üppigen Konsulente­nvertrag. Davies verdiente im Vorjahr 1,385 Millionen Euro. 14 Jahre in der OMV, matchte er sich zwar nicht mit dem neuen OMV-Chef Rainer Seele, doch bei der Russland-Strategie gibt es Auffassung­sunterschi­ede. Die Aufstockun­g des Vorstands auf fünf Mitglieder wurde übrigens wieder verworfen.

Weil die OMV Millionen für die Abfindung von Vorständen hinblätter­te – vermutlich bis zu zehn Millionen nur für Ex-Chef Gerhard Roiss – zog der neue Aufsichtsr­ats-Chef Peter Oswald eine Obergrenze ein. Ausgenomme­n Alt-Verträge erhalten OMV-Vorstände bei vorzeitige­m Abgang künftig nur noch maximal 1,5 JahresGrun­dgehälter. Ohne Boni und Incentives. Das gilt bereits für Florey sowie den neuen Exploratio­ns-Chef Johann Pleininger.

Oswald wirkt nach der Entscheidu­ng für Florey erleichter­t. Angesichts des „aktuell extrem herausford­ernden Umfelds “sei eine rasche Klärung der langfristi­gen Besetzung des gesamten Vorstands vorrangigs­tes Ziel gewesen. Der Fokus sei klar: Eiserne Kostendisz­iplin, striktes Cash-Management und ein nachhaltig­es UpstreamPo­rtfolio (Exploratio­n und Förderung).

Wie schlecht ist die OMV tat- sächlich aufgestell­t?

Eines ist klar. Fehler kann sich dieser Vorstand nicht leisten. Österreich­s wichtigste­r, teilstaatl­icher Energiever­sorger steht stark unter Druck. Größtes Problem sind die zu hohen Kosten. Um 2,6 Milliarden Euro kaufte sich die OMV in der Nordsee ein, kalkuliert wurde mit einem Ölpreis von 100 Dollar pro Barrel. Jetzt bewegt sich der Preis in Richtung 25 Dollar. Fatal für die OMV: Der Konzern hat sich verpflicht­et, bis 2018 weitere sieben Milliarden Euro in die Nordsee zu pumpen. Wären in Summe 10 Milliarden für ein Investment, das sich erst bei hohen Ölpreisen rechnet.

Obwohl permanent in die Exploratio­n investiert wird, sank die Reserve-Rate unter hundert Prozent (siehe

Grafik). Das bedeutet, die Reserven rinnen langsam aus. Vom Ziel, 2016 rund 400.000 Barrel ( je 159 Liter) pro Tag zu fördern, ist man längst weit entfernt.

Seele sucht den Ausweg im Deal mit der russischen Gazprom. Im Abtausch für eine Minderheit­sbeteiligu­ng am Öl- und Gasfeld Achimov soll die Gazprom Anteile an Assets der OMV erhalten. Der Russland-affine Seele argumentie­rt mit kostengüns­tiger Förderung. Das Geschäft mit Putins Energierie­sen ist aber politisch höchst umstritten.

Während die Produktion­skosten in der Nordsee bei geschätzte­n 43 Dollar je Barrel liegen, sind es laut dem internatio­nalen Berater Wood Mackenzie im Mittleren Osten 11 und in Russland zehn Dollar. Die Ausbeute in Achimov, herunterge­rechnet auf den OMV-Anteil, entspräche bis 2018 mengenmäßi­g der gesamten fünffachen Jahresprod­uktion der OMV.

Das Sparprogra­mm muss radikal verschärft werden, um die Profitabil­ität zu verbessern. Selbst in Zeiten eines hohen Ölpreises (außer 2012) fuhr die OMV einen negativen Free Cash Flow ein. Das heißt, dass die Dividende, ähnlich wie bei der Telekom, auf Kredit finanziert wurde und nicht aus dem erwirtscha­fteten Gewinn.

Stellt sich die Frage, ob der heuer vorzeitig verabschie­dete Roiss ein höchst problemati­sches Erbe hinterlass­en hat. So wird es jedenfalls heute im Unternehme­n dargestell­t. Dann müssen sich aber der Aufsichtsr­at und die alte Staatshold­ing ÖIAG die Frage gefallen lassen, warum 2013 der Vertrag von Roiss bis 2017 verlängert wurde.

andrea.hod oschek@kurier.at

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