Die Streif fuhr ihre Krallen aus: Saisonende für Max Franz
Kitzbühel. Schon der vierte österreichische Abfahrer fällt in dieser Saison aus.
Wer Otmar Striedinger nach seinem ersten Streifzug so zuhörte, der hätte fast den Eindruck bekommen können, die Streif wäre über das letzte Jahr an einen anderen Ort verlegt worden. Die schwierigste Abfahrt der Welt sei „leichter als die letzten Jahre“, versicherte also der Kärntner, der mit Startnummer eins im ersten Training der Testpilot war und forderte: „Das muss noch härter werden, von der Piste her ist das eine Streif light. Da können sogar die Trainer ohne Probleme runterrutschen.“
Zu dem Zeitpunkt als Otmar Striedinger im Ziel seine Einschätzungen abgab, hatte die Streif bereits ihr erstes Opfer gefordert: Teamkollege Max Franz wird nach seinem folgenschweren Abflug von der Piste den Abfahrtsklassiker verpassen.
Dem 26-jährigen Kärntner war die berüchtigte Quer- fahrt am Hausberg zum Verhängnis geworden, wo in der Vergangenheit schon etliche Läufer im Netz gelandet waren. Zwar konnte Franz nach seinem Ausritt noch selbst ins Tal fahren, aber sein Blick und seine gebückte Haltung verhießen schon da nichts Gutes. Im Ziel musste er dann von zwei Leuten gestützt werden, da Franz sein linkes Knie nicht mehr richtig belasten konnte und auch das linke Handgelenk angeschwollen war, wurde er sofort zur Untersuchung nach Hochrum gebracht.
Pechvögel
Dort wurden festgestellt: Kapseleinriss im linken Kniegelenk, Riss des vorderen Syndesmosebandes im linken Sprunggelenk und Absprengung am Mondbein am linken Handgelenk. Franz wurde noch gestern von ÖSVArzt Christian Hoser am Sprunggelenk operiert und muss acht Wochen pausieren, weshalb die Saison für Franz zu Ende ist.
Die Verletzungsserie der österreichischen Speedfahrer begann bereits im Spätherbst, als Joachim Puchner mit Knieproblemen für die Saison w. o. gab. Bei den Überseerennen erwischte es Markus Dürager (Schienund Wadenbeinbruch) und Thomas Mayrpeter (Kreuzbandriss), in Gröden fiel Abfahrtsolympiasieger Matthias Mayer mit einer Wirbelfraktur aus. „Es ist im Moment echt ein bisschen verhext“, sagte Hannes Reichelt nach dem ersten Training. „Wenn weniger Schnee ist, dann wird’s oft ein zähes Jahr. Das erinnert mich an 2011, da hatten wir auch so viele Verletzte.“Beim Hahnenkammsieger von 2014 fuhr im ersten Trainingslauf der Respekt mit. Und dennoch war Reichelt hinter dem Franzosen Adrien Théaux der Zweitschnellste, noch acht Hundertstelsekunden vor Aksel Lund Svindal. „Hier runter musst du das Herzerl in die Hand nehmen“, weiß Reichelt aus langjähriger Kitzbühel-Erfahrung.
Überhaupt konnten die österreichischen Routiniers Striedingers Eindrücke nicht teilen. „Unten ist es richtig Hardcore“, sagte Klaus Kröll. Der Steirer richtet sogar einen Appell an den Streckenchef und fordert: „Da müssen sie was tun, sonst wird das zu unruhig.“Denn traditionell entwickelt die Streif über die Trainingstage erst so richtig ihre Gefahren und Tücken. „Wenn dann 200 Leute über die Piste gegangen sind und der Schnee rausgerutscht ist, dann sieht das anders aus“, erklärt Kröll. Der Routinier begrüßt es jedenfalls, dass für Mittwoch kein Trainingslauf angesetzt ist. „Zu viele Fahrten hier herunter sind gar nicht gut. Vor allem für die Jungen, die haben dann beim Rennen nämlich keinen Schmalz mehr.“
Wo doch selbst ein Kraftpaket wie Aksel Lund Svindal auf der Streif an die Grenzen seiner Belastbarkeit gerät. „Es ist extrem schwierig“, sagt der Norweger.