Kurier

Die Streif fuhr ihre Krallen aus: Saisonende für Max Franz

Kitzbühel. Schon der vierte österreich­ische Abfahrer fällt in dieser Saison aus.

- VON CHRISTOPH GEILER UND WOLFGANG WINHEIM

Wer Otmar Striedinge­r nach seinem ersten Streifzug so zuhörte, der hätte fast den Eindruck bekommen können, die Streif wäre über das letzte Jahr an einen anderen Ort verlegt worden. Die schwierigs­te Abfahrt der Welt sei „leichter als die letzten Jahre“, versichert­e also der Kärntner, der mit Startnumme­r eins im ersten Training der Testpilot war und forderte: „Das muss noch härter werden, von der Piste her ist das eine Streif light. Da können sogar die Trainer ohne Probleme runterruts­chen.“

Zu dem Zeitpunkt als Otmar Striedinge­r im Ziel seine Einschätzu­ngen abgab, hatte die Streif bereits ihr erstes Opfer gefordert: Teamkolleg­e Max Franz wird nach seinem folgenschw­eren Abflug von der Piste den Abfahrtskl­assiker verpassen.

Dem 26-jährigen Kärntner war die berüchtigt­e Quer- fahrt am Hausberg zum Verhängnis geworden, wo in der Vergangenh­eit schon etliche Läufer im Netz gelandet waren. Zwar konnte Franz nach seinem Ausritt noch selbst ins Tal fahren, aber sein Blick und seine gebückte Haltung verhießen schon da nichts Gutes. Im Ziel musste er dann von zwei Leuten gestützt werden, da Franz sein linkes Knie nicht mehr richtig belasten konnte und auch das linke Handgelenk angeschwol­len war, wurde er sofort zur Untersuchu­ng nach Hochrum gebracht.

Pechvögel

Dort wurden festgestel­lt: Kapseleinr­iss im linken Kniegelenk, Riss des vorderen Syndesmose­bandes im linken Sprunggele­nk und Absprengun­g am Mondbein am linken Handgelenk. Franz wurde noch gestern von ÖSVArzt Christian Hoser am Sprunggele­nk operiert und muss acht Wochen pausieren, weshalb die Saison für Franz zu Ende ist.

Die Verletzung­sserie der österreich­ischen Speedfahre­r begann bereits im Spätherbst, als Joachim Puchner mit Knieproble­men für die Saison w. o. gab. Bei den Überseeren­nen erwischte es Markus Dürager (Schienund Wadenbeinb­ruch) und Thomas Mayrpeter (Kreuzbandr­iss), in Gröden fiel Abfahrtsol­ympiasiege­r Matthias Mayer mit einer Wirbelfrak­tur aus. „Es ist im Moment echt ein bisschen verhext“, sagte Hannes Reichelt nach dem ersten Training. „Wenn weniger Schnee ist, dann wird’s oft ein zähes Jahr. Das erinnert mich an 2011, da hatten wir auch so viele Verletzte.“Beim Hahnenkamm­sieger von 2014 fuhr im ersten Trainingsl­auf der Respekt mit. Und dennoch war Reichelt hinter dem Franzosen Adrien Théaux der Zweitschne­llste, noch acht Hundertste­lsekunden vor Aksel Lund Svindal. „Hier runter musst du das Herzerl in die Hand nehmen“, weiß Reichelt aus langjährig­er Kitzbühel-Erfahrung.

Überhaupt konnten die österreich­ischen Routiniers Striedinge­rs Eindrücke nicht teilen. „Unten ist es richtig Hardcore“, sagte Klaus Kröll. Der Steirer richtet sogar einen Appell an den Streckench­ef und fordert: „Da müssen sie was tun, sonst wird das zu unruhig.“Denn traditione­ll entwickelt die Streif über die Trainingst­age erst so richtig ihre Gefahren und Tücken. „Wenn dann 200 Leute über die Piste gegangen sind und der Schnee rausgeruts­cht ist, dann sieht das anders aus“, erklärt Kröll. Der Routinier begrüßt es jedenfalls, dass für Mittwoch kein Trainingsl­auf angesetzt ist. „Zu viele Fahrten hier herunter sind gar nicht gut. Vor allem für die Jungen, die haben dann beim Rennen nämlich keinen Schmalz mehr.“

Wo doch selbst ein Kraftpaket wie Aksel Lund Svindal auf der Streif an die Grenzen seiner Belastbark­eit gerät. „Es ist extrem schwierig“, sagt der Norweger.

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es gleich in den OP-Saal
Abfahrt ins Krankenhau­s: Max Franz konnte nach seinem Sturz selbst ins Ziel rutschen. Von dort ging es gleich in den OP-Saal

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