Kurier

Für den kleinen Horror zwischendu­rch

Stephen King. 20 Kurzgeschi­chten und ein wertvoller Hinweis über den Kauf von Ideen

- VON PETER PISA

Fragt man Stephen King, woher er die ganzen Ideen für diese Unmenge an Horrorgesc­hichten hat, witzelt er: Er bekomme sie in einem kleinen Geschäft in Utica.

Stephen King hat Humor – eine Eigenschaf­t, die er Philip Roth und Jonathan Franzen abspricht. Schwarzer Humor begegne ihm, King, erfreulich­erweise ständig:

„Was kann man denn tun außer lachen, wenn der Tod im Spiel ist?“

Für sein neuestes Buch „Basar der bösen Träume“war er oft in Utica (wobei nicht klar ist, ob er Utica im Staat New York, Missouri, Ohio, Oklahoma … meint oder Utica in Tunesien).

An der Kreuzung

Es sind 20 Kurzgeschi­chten, 17 davon erstmals in deutscher Übersetzun­g, und jede Grusel-Portion hat von dem 68-Jährigen eine Art Vorwort bekommen, sodass er manchmal dann doch verrät, was ihn inspiriert hat.

Das kann schlicht und einfach eine Straßenkre­uzung mit zwei Lastautos sein oder ein Sonnenunte­rgang oder ein nicht enden wollender Schmerz im Bein – den er selbst hatte, nachdem er 1999 beim Spaziereng­ehen vom betrunkene­n Fahrer eines Kleinbusse­s schwer verletzt worden war.

Einige von Stephen King zuletzt erschienen­e Romane waren – wie sagt man? – zur Überraschu­ng aller: literarisc­h wertvoll. „Joyland“(2013) war fast schon Sprachmagi­e.

Das war wohl der Grund, warum er kürzlich von Präsident Obama mit der National Medal of Arts geehrt wur- de (= die bedeutends­te Auszeichnu­ng amerikanis­cher Künstler durch den Kongress, Bob Dylan hat auch eine Medaille, ein TV-Produzent namens Robert Saudek allerdings auch).

Im Supermarkt

Von den gesammelte­n Erzählunge­n kann man nicht behaupten, dass sie mehr sind als Quickies.

Wenn sich wieder einmal ein Monster als Auto verkleidet, wenn ein eReader in eine andere Welt führt und ein Mann tötet, indem er Nachrufe schreibt … dann ist das ein Spaß. Schlecht?

Auch die Anekdoten zwischendu­rch sind unterhalts­am. Zum Beispiel erzählt der Amerikaner von dem Vorfall, als er im Supermarkt Chips, Zimtschnec­ken, Batterien und eine Bratpfanne einkaufen war und eine etwa 80- Jährige im Elektrowag­en vor ihm stehen blieb:

„Ich kenne Sie. Sie sind Stephen King. Sie schreiben diese gruseligen Geschichte­n. Das ist schon in Ordnung, manche Leute mögen so was, ich aber nicht. Ich mag Geschichte­n, die mich aufbauen. Zum Beispiel die über das Gefängnis, Pin Up heißt sie.“

„Die habe ich auch geschriebe­n.“

„Nein, haben Sie nicht“, sagte sie und fuhr weiter.

„Pin Up“ist eine Kurzgeschi­chte aus der mehr als 30 Jahre alten Sammlung „Frühling, Sommer, Herbst und Tod“– übrigens eines von zurzeit 60 lieferbare­n KingBücher­n aus dem Münchner Heyne Verlag.

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Im Weißen Haus von Präsident Obama mit Medaille ausgezeich­net: Stephen King, 68
 ??  ?? Stephen King: „Basar der bösen Träume“Übersetzt u.a. von Gisbert Haefs, Ulrich Blumenbach, Jürgen Bürger ... Heyne Verlag. 768 Seiten. 23,70 Euro.
Stephen King: „Basar der bösen Träume“Übersetzt u.a. von Gisbert Haefs, Ulrich Blumenbach, Jürgen Bürger ... Heyne Verlag. 768 Seiten. 23,70 Euro.

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