Kurier

Die Spitäler spezialisi­eren sich

Wiener Krankenhau­s-Reform. Schwerpunk­t-Setzung soll Qualität der Versorgung verbessern

- VON JOSEF GEBHARD

800 Seiten dick ist das Konvolut, in dem die Zukunft der Wiener Gesundheit­sversorgun­g festgeschr­ieben ist. Am Dienstag präsentier­ten Bürgermeis­ter Michael Häupl und Gesundheit­sstadträti­n Sonja Wehsely (SPÖ) die Details zur Spitalsref­orm 2030, die in ihren Grundzügen 2011 beschlosse­n wurde.

Der Kern des Konzepts ist, dass es künftig nur mehr sechs Gemeindesp­itäler geben wird, die unterschie­dliche Schwerpunk­te anbieten. Je zwei Häuser werden miteinande­r kooperiere­n (siehe

Grafik). Dank dieser Spezialisi­erung soll die Versorgung der Patienten besser werden, betont Udo Janßen, General- direktor des Wiener Krankenans­taltenverb­unds (KAV). Ausgenomme­n von den Umstruktur­ierungen ist das AKH. Es bleibt in seiner Sonderroll­e als Universitä­tsspital bestehen.

Fix ist jetzt auch ein Vorhaben, das zuletzt für massive Kritik gesorgt hatte: Die Augenheilk­unde und die Dermatolog­ie werden in der Rudolfstif­tung (Landstraße) gebündelt, die anderen Spitäler verlieren die entspreche­nden Abteilunge­n. Dadurch drohe eine Unterverso­rgung der besonders stark wachsenden Bezirke nördlich der Donau, warnten zuletzt Mediziner (der KURIER berichtete).

Grundverso­rgung

Seitens des KAV versucht man, diese Bedenken zu zerstreuen: Neben den Schwerpunk­t-Zentren werden alle Spitäler über eine Grundverso­rgung sowie über Notaufnahm­en verfügen. Patienten können bei akuten Beschwerde­n daher auch weiterhin das nächstgele­gene Krankenhau­s ansteuern. Weiters soll es – um beim Beispiel Augenheilk­unde zu bleiben – an jedem Standort sogenannte Konsiliarä­rzte aus der Rudolfstif­tung geben, die Patienten vor Ort behandeln. Nur komplexere Fälle werden dann in das Spezialzen­trum weitergele­itet.

Die betroffene­n Mediziner bleiben skeptisch: „Das Konzept des Traumazent­rums im Donauspita­l wird dadurch in Frage gestellt. Denn dafür ist auch ein Augenarzt vor Ort notwendig“, sagt Mittelbau-Vertreter Gerhard Hochwarter. Zudem sei fraglich, ob die Rudolfstif­tung alle Haut- und Augenpatie­nten aufnehmen kann. „Die Kapazitäte­n müssten gigantisch ausgebaut werden.“

Eine andere Sorge sei laut KAV ungegründe­t: An einen Personalab­bau im Zuge der Umstruktur­ierung sei laut Janßen nicht gedacht. Man werde mit den bestehende­n Kapazitäte­n aber eine Viertelmil­lion Patienten mehr vorsorgen. Diese Rechnung ergibt sich aus dem prognostiz­ierten Bevölkerun­gswachstum der Stadt.

Langfristi­g sollen aber so viele Patienten wie möglich außerhalb der Spitäler behandelt werden. Freilich: Derzeit gibt es noch zu wenige Kassenstel­len mit patientenf­reundliche­n Öffnungsze­iten. Wehsely dazu: „Es gibt bereits Gespräche mit der Gebietskra­nkenkasse über die Frage, wie der niedergela­ssene Bereich leistungss­tärker gemacht werden kann.“

Häupl verwies auf eine bestehende Forderung der Stadt: „Nachhaltig­e“Investitio­nen wie jene im Gesundheit­sbereich sollten aus dem österreich­weiten Stabilität­spakt herausgere­chnet werden – „und zwar, ohne dass man das große Verschuldu­ngstrauerl­ied anstimmt.“Allein in den nächsten zehn Jahren sollen in diesem Zusammenha­ng insgesamt zehn Milliarden Euro ausgegeben werden.

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Häupl beharrt auf Investitio­nen ins Gesundheit­ssystem

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