Die Spitäler spezialisieren sich
Wiener Krankenhaus-Reform. Schwerpunkt-Setzung soll Qualität der Versorgung verbessern
800 Seiten dick ist das Konvolut, in dem die Zukunft der Wiener Gesundheitsversorgung festgeschrieben ist. Am Dienstag präsentierten Bürgermeister Michael Häupl und Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely (SPÖ) die Details zur Spitalsreform 2030, die in ihren Grundzügen 2011 beschlossen wurde.
Der Kern des Konzepts ist, dass es künftig nur mehr sechs Gemeindespitäler geben wird, die unterschiedliche Schwerpunkte anbieten. Je zwei Häuser werden miteinander kooperieren (siehe
Grafik). Dank dieser Spezialisierung soll die Versorgung der Patienten besser werden, betont Udo Janßen, General- direktor des Wiener Krankenanstaltenverbunds (KAV). Ausgenommen von den Umstrukturierungen ist das AKH. Es bleibt in seiner Sonderrolle als Universitätsspital bestehen.
Fix ist jetzt auch ein Vorhaben, das zuletzt für massive Kritik gesorgt hatte: Die Augenheilkunde und die Dermatologie werden in der Rudolfstiftung (Landstraße) gebündelt, die anderen Spitäler verlieren die entsprechenden Abteilungen. Dadurch drohe eine Unterversorgung der besonders stark wachsenden Bezirke nördlich der Donau, warnten zuletzt Mediziner (der KURIER berichtete).
Grundversorgung
Seitens des KAV versucht man, diese Bedenken zu zerstreuen: Neben den Schwerpunkt-Zentren werden alle Spitäler über eine Grundversorgung sowie über Notaufnahmen verfügen. Patienten können bei akuten Beschwerden daher auch weiterhin das nächstgelegene Krankenhaus ansteuern. Weiters soll es – um beim Beispiel Augenheilkunde zu bleiben – an jedem Standort sogenannte Konsiliarärzte aus der Rudolfstiftung geben, die Patienten vor Ort behandeln. Nur komplexere Fälle werden dann in das Spezialzentrum weitergeleitet.
Die betroffenen Mediziner bleiben skeptisch: „Das Konzept des Traumazentrums im Donauspital wird dadurch in Frage gestellt. Denn dafür ist auch ein Augenarzt vor Ort notwendig“, sagt Mittelbau-Vertreter Gerhard Hochwarter. Zudem sei fraglich, ob die Rudolfstiftung alle Haut- und Augenpatienten aufnehmen kann. „Die Kapazitäten müssten gigantisch ausgebaut werden.“
Eine andere Sorge sei laut KAV ungegründet: An einen Personalabbau im Zuge der Umstrukturierung sei laut Janßen nicht gedacht. Man werde mit den bestehenden Kapazitäten aber eine Viertelmillion Patienten mehr vorsorgen. Diese Rechnung ergibt sich aus dem prognostizierten Bevölkerungswachstum der Stadt.
Langfristig sollen aber so viele Patienten wie möglich außerhalb der Spitäler behandelt werden. Freilich: Derzeit gibt es noch zu wenige Kassenstellen mit patientenfreundlichen Öffnungszeiten. Wehsely dazu: „Es gibt bereits Gespräche mit der Gebietskrankenkasse über die Frage, wie der niedergelassene Bereich leistungsstärker gemacht werden kann.“
Häupl verwies auf eine bestehende Forderung der Stadt: „Nachhaltige“Investitionen wie jene im Gesundheitsbereich sollten aus dem österreichweiten Stabilitätspakt herausgerechnet werden – „und zwar, ohne dass man das große Verschuldungstrauerlied anstimmt.“Allein in den nächsten zehn Jahren sollen in diesem Zusammenhang insgesamt zehn Milliarden Euro ausgegeben werden.