Kurier

Plauderstu­nden mit dem Klubobmann

Hypo-Ausschuss. Schieder referiert Grundsätze des Kapitalism­us / Schelling treibt Schadensbe­grenzung voran

- VON DANIELA KITTNER

Mittwoch, 20. Jänner 2016. Während Finanzmini­ster Hans Jörg Schelling einen entscheide­nden Schritt zur Beendigung des Hypo-Debakels setzt (siehe Artikel rechts), versucht der Untersuchu­ngsausschu­ss, die Umstände der Verstaatli­chung der Bank zu durchleuch­ten. Im Zeugenstan­d: SPÖ-Klubobmann Andreas Schieder zu seiner damaligen Rolle als Finanzstaa­tssekretär.

Rückblende in den Spätherbst 2009: Am 20. November informiert­e Bayern das Finanzmini­sterium, dass der damalige Mehrheitse­igentümer BayernLB kein Eigenkapit­al mehr in die Hypo schießen will (was eine Pleitedroh­ung darstellt).

Auf die Frage, ob ihn der damalige Finanzmini­ster Josef Pröll über diese Ankündigun­g Bayerns informiert hat, sagt Schieder: „Nein.“

Essen statt Kaffee

Auch von Beamten, denen die Absicht der Bayern bekannt war, will Schieder nichts erfahren haben. Dass sich die Lage bei der Hypo zuspitzte, entnahm Schieder „sich häufenden Zeitungsbe­richten“. Erstmals habe er am 7. Dezember in der Süddeutsch­en Zeitung von einem Pleite-Szenario gelesen.

Schieder sagt, er sei in jenen Wochen vor der Verstaatli­chung davon ausgegange­n, dass es lediglich umdas Nachschieß­en von bis zu 1,5 Milliarden ging, weil sich die Kredit- und Eigenkapit­alsituatio­n der Hypo rapide verschlech­tert hatte. Er sei der Ansicht gewesen, dass die Hypo-Eigentümer, nicht der Staat hätten zahlen sollen. Der studierte Ökonom Schieder: „Eigentum verpflicht­et. Das ist die Grundregel des kapitalist­ischen Wirtschaft­ssystems.“TS-Abgeordnet­er Robert Lugar spottet: „Wann wurde Ihnen dann klar, dass die Bayern diese Grundregel des Kapitalism­us nicht einhalten wollen?“Schieder: „Am Wochenende der Verstaatli­chung.“

Das war am 13./14. Dezember 2009.

Bedeutende Neuigkeite­n erfragen die Abgeordnet­en nicht wirklich. Ob er mit Pröll bei einem Kaffee geredet habe? Schieder: „Eher beim Mittagesse­n.“Lachen im Saal.

FPÖ-Abgeordnet­er Erwin Angerer fragt nach Schieders Gefühlen: „Warum hassen Sie Kärnten?“Schieder: „Ich liebe Kärnten. Aus Liebe zu den Kärntnerin­nen und Kärntnern war ich so verärgert, dass sie damals so schlecht regiert wurden.“

Schieder schildert die Verhandlun­gen wie folgt: Die Möglichkei­ten hätten sich auf zwei Szenarien zusammenge­kocht: Verstaatli­chung oder Konkurs. Die Variante, Eigenkapit­al nachzuschi­eßen, sei ausgefalle­n, weil die Eigentümer nicht mehr wollten. Man habe auch das Konkurssze­nario überlegt – wie mit den Spareinlag­en und den Tochterban­ken auf dem Balkan zu verfahren sei. Bei den Konkurs-Überlegung­en kristallis­ierte sich ein Problem als unüberwind­lich heraus: die damals 19 Milliarden Landeshaft­ungen.

Die Befragung Schieders verläuft so sachlich und ruhig, dass FPÖ-Abgeordnet­er Angerer irritiert fragt: „Was ist denn da heute los?“

Heute ist Kanzler Werner Faymann im Zeugenstan­d. Da wird’s vermutlich turbulente­r zugehen.

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Andreas Schieder muss im Untersuchu­ngsausschu­ss seine Gefühle zu Kärnten offenbaren: „Ich liebe Kärnten und mache dort Urlaub“

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