Kurier

Ein „Trüffelsch­wein“auf „allen Hochzeiten“

Meischberg­er. Dem Staatsanwa­lt fehlt bei 600.000 Euro für Immobilien-Tipp die Leistung

- – RICARDO PEYERL

Man wartet direkt schon auf den Werbesloga­n: „What else?“Ach, das ist ja gar nicht George Clooney. Auf der Anklageban­k im Wiener Landesgeri­cht sitzt, mit täuschend ähnlichem verblassen­den Spitzbuben-Grinser, Walter Meischberg­er.

Sein Verteidige­r Eduard Salzborn beschreibt ihn als „smartes Kerlchen“. Er selbst bezeichnet sich einsilbig als Unternehme­r, „derzeit ohne Einkommen“. Vermögen? „Weiß ich nicht“(seine Villa mit Pool in Wien-Döbling musste er

längst räumen), zu Schulden will er nichts sagen.

Ein anderer Verteidige­r nennt den Ex-FPÖ-Politiker „ein Immobilien-Trüffelsch­wein“. Einer, der „auf allen Hochzeiten getanzt hat“(Anwalt Richard Soyer). Vor allem auf der des ehemaligen Finanzmini­sters und möglichen Zeugen Karl-Heinz Grasser, dessen Trauzeuge Meischberg­er war.

Wenn dieses „Trüffel- schwein“ein lukratives Geschäft wittert und jemandem einen Zund zur Verwertung gibt, ist das 600.000 Euro wert? Genau darum geht es in dem Untreue-Prozess gegen Meischberg­er und zwei Vorstände des Immo-Entwickler­s UBM, einer Tochter des Baukonzern­s Porr. Es soll die legendäre Frage von Meischberg­er in einem abgehörten Telefonat geklärt werden: „Wo woar mei Leistung?“

2003 soll Meischberg­er einem (inzwischen verstorben­en) Porr-Manager geflüstert haben, dass das Holiday Inn Hotel in bester Münchner Lage zum Verkauf steht. Die UBM kaufte es mit Gewinn und zahlte Meischberg­er 600.000 Euro. Dem Staatsanwa­lt fehlt dafür die Leistung, er spricht von einer Scheinrech­nung. Keiner der sonst in den Hotel-Deal verwickelt­en Personen hat irgendwelc­he Aktivitäte­n von Meischberg­er mitbekomme­n.

Verteidige­r Salzborn ver- gleicht das mit der Anmietung einer Wohnung: „Man findet sie im Internet, der Makler übergibt den Schlüssel, und dafür zahlt man drei Prozent Provision.“Vom Makler kann man aber immerhin verlangen, dass er einem den Keller zeigt und den Kaminbefun­d beibringt. Im Angebot von Meischberg­er für den Hotel-Tipp an die UBM stand, dass er bei der Verlängeru­ng des Mietvertra­ges mit dem Hotelbetre­iber helfen soll, damit das Holiday Inn nach dem Kauf reibungslo­s weitergefü­hrt werden kann. Doch Meischberg­er rührte keinen Finger und wurde dazu auch nicht aufgeforde­rt. Richter Michael Tolstiuk wundert sich, dass die UBM trotzdem die vollen 600.000 Euro an Meischberg­er zahlte.

Brehmstraß­e

Die Anklage vermutet hinter dem Honorar Schmiergel­d (das über Meischberg­er ge- laufen sei): 2004 übersiedel­ten 400 Wiener Zollbeamte unter der Amtsführun­g des damaligen Finanzmini­sters Karl-Heinz Grasser in ein Gebäude in der Brehmstraß­e, für das die UBM Miete kassiert. Ein abgehörtes Telefonat zwischen dem Immobilien­makler Ernst Plech und Meischberg­er könnte darauf hin deuten. Meischberg­er fragt Plech, was eigentlich hinter der „Münchner G’schicht“gesteckt sei, für die er 600.000 Euro bekommen habe. Plech antwortet: „Die Aussiedlun­g der Finanz. Brehmstraß­e.“

Beweisen konnte der Staatsanwa­lt das nicht, das Verfahren gegen Grasser und Plech wurde eingestell­t. Die nunmehrige Anklage gegen Meischberg­er und die UBMVorstän­de könnte man als „Abfallprod­ukt“sehen.

Heute, Donnerstag, wird Meischberg­er befragt, Urteile sind für 4. März geplant.

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Ex-FPÖ-Politiker Walter Meischberg­er vor Gericht: Scheinrech­nung?

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