Kurden auf Rachefeldzug gegen Araber
Amnesty-Vorwürfe. Zerstörung Tausender Häuser könnte Kriegsverbrechen sein / Kurden-Dementi
Sie gelten als Hort der Stabilität und als schärfste Waffe am Boden gegen die Extremisten des „Islamischen Staates“(IS), weswegen sie vom Westen hochgerüstet und ihre Kämpfer ausgebildet werden – die nordirakischen Kurden mit ihrer erprobten Peschmerga-Truppe. Doch die jüngsten Recherchen der Menschenrechtsorganisation Amnesty International (AI) werfen Schatten auf die einstigen Hoffnungsträger.
Demnach sollen kurdische Einheiten Tausende Häuser von Zivilisten in die Luft gesprengt oder angezündet haben. Es handle sich offenbar um eine „mutwillige Kampagne, um die arabische Bevölkerung zu vertreiben“, so eine AI-Sprecherin. Zudem sei Arabern, die vor dem IS geflohen waren, die Rückkehr in ihre Dörfer verweigert worden. Die Vorgangsweise, die an eth- nische Säuberungen erinnert, könne Kriegsverbrechen gleichkommen.
Besonders betroffen seien die Provinzen Ninive und Kirkuk. Diese befinden sich außerhalb der autonomen irakischen Region Kurdistan. Doch die dortige Regierung unter Präsident Masud Barzani beansprucht vor allem das ölreiche Kirkuk für sich. In diesem Gebiet, in dem auch Turkme- nen leben, sollte schon vor Jahren ein Referendum über den künftigen Status stattgefunden haben. Doch dazu kam es nie. Stattdessen haben die Peschmerga Fakten geschaffen. Kirkuk, unweit den Gebieten des IS um Mossul, ist fest in ihrer Hand.
Die irakischen Kurden weisen die Vorwürfe zurück.
Auch gegen die syrischen Kurden im Norden des Bür- gerkriegslandes waren im Oktober des Vorjahres ähnliche Vorwürfe laut geworden. Auch sie sollen die arabische Bevölkerung systematisch aus ihren angestammten Siedlungen vertrieben haben. Die allermeisten brachten sich in die angrenzende Türkei in Sicherheit, die insgesamt 2,5 Millionen syrische Flüchtlinge beherbergt.