Im schiefen Licht
Wettskandal. Berichte des britischen Nachrichtensenders BBC werfen einen Schatten auf die Welt des Tennissports. Namen wurden noch keine genannt. Übrig bleiben viele Fragen.
Große Ankündigungen, keine Taten und Namen. Dabei hatte BBC weltweit für Aufsehen gesorgt: Nach Informationen der britischen Senders sollen 16 Profis aus den Top 50 in Spielabsprachen verwickelt gewesen sein. Auch Major-Sieger.
Sollen? Sind? Bislang durfte zwar Daniel Köllerer in der BBC darüber sprechen, wie ihm mehrmals Geld angeboten wurde, um ein Spiel zu verlieren, einmal vor einer Partie von Nikolai Dawidenko. Der Russe kommt bei
BBC immer wieder vor. Er stand einige Male im Fokus, wurde aber vom Verdacht des Betruges mangels Beweisen freigesprochen. Die gegenwärtige Lage: ? Warum gibt BBC keine Namen preis? „Die Story wirkt gerade jetzt eigenartig, wo bei den Australian Open erstmalig ein Wettpartner Sponsor ist“, befindet Eurosport- Experte Alex Antonitsch. Ein Grund könnte fehlende Beweislast sein. Dies meint zumindest der Chef der Spielervereinigung ATP, Chris Kermode. Fakt ist: Ist die Beweislast zu dünn, könnte der beschuldigte Sportler aufgrund Rufschädigung Millionen einfordern.
? Welche Verdächtigen gibt es? 2011 wurden bereits zwei (Österreicher- freie) Listen veröffentlicht, die von der Tennis Integrity Unit (Abteilung für Wettbetrug der Tennisverbände) zusammengestellt wurde. Auf der „Schwarzen Liste“, standen neben Dawidenko und dem Deutschen Philipp Kohlschreiber u.a. Grand-SlamChamps wie Francesca Schiavone (Italien) oder Victoria Asarenka (Weißrussland). Auf der Warnungsliste tauchten u.a. die US-Open-Sieger Marin Cilic (KRO/2014) oder Flavia Pennetta (ITA/2015) auf (die gesamte Liste gibt es auf www.kurier.at).
? Wer weiß was? Spitzenspieler (z.B. Novak Djokovic), aber auch sonst zahlreiche Spieler berichten, dass ihnen schon einmal Geld angeboten wurde. Vor allem auf kleinen Bühnen gab es Manipulationen, dort, wo man mit Spielabsprachen mehr verdient als mit Turniersiegen. Viel kam nie ans Tageslicht. „Es geht um kriminelle Kartelle und viele Profis haben Angst vor den Folgen“, erzählt ein deutscher ExProfi in der Süddeutschen.
? Ungereimtheiten im Fall Köllerer: Hätte Köllerer zumindest eine Reduzierung seiner lebenslangen Strafe bekommen können? Tatsache ist, dass der Amerikaner Wayne Odesnik gegen ihn aussagte und kurz darauf wurde die zweijährige Doping-Sperre des Amerikaners halbiert. Köllerers Ex-Manager Manfred Nareyka sagt heute: „Das war wohl eine Art Kronzeugenregelung. Uns wurde diese vom Weltverband ITF nie angeboten. Man wollte die Sperre um jeden Preis durchbringen.“
? Gibt es Spuren nach Österreich? Nein, derweilen nicht, wie ÖTV-Vizepräsident und Anwalt Robin Lumsden bestätigt. „Aber wir stehen ständig in Verbindung und im Austausch mit den internationalen Tennisorganisationen“, sagt Lumsden. Und: „Bei Verstößen in Österreich wird der Staatsanwalt eingeschaltet, die Sache der ITF gemeldet und ein Disziplinarverfahren eingeleitet.“