Kurier

Kitzbühel: Spektakel um jeden Preis

Umstritten­es Event. Red Bull steht für seine Formel-1-Show auf der Piste von letzter Woche eine Strafe ins Haus

- VON CHRISTIAN WILLIM

Die Abfahrt in Kitzbühel ist das spektakulä­rste Skirennen der Welt. Und wenn es auf der Originalst­recke ausgetrage­n werden kann, dann gibt es im Weltcup-Zirkus für die Fahrer nichts härteres und forderndes als die Streif. Das alleine zieht die Massen an. Dass die Prominenz ebenfalls an den Hahnenkamm drängt, lässt Kitzbühel zusätzlich in die Welt hinaus strahlen. Die Veranstalt­er können längst nur noch an kleinen Schrauben drehen, um die Aufmerksam­keitsspira­le weiter anzukurbel­n.

Sponsor Red Bull hat das heuer mit einem sogenannte­n Showrun eines seiner Formel-1-Boliden versucht. Gleich hinter dem Starthaus der Abfahrt drehte Max Verstappen­nerstag einer vergangene­npaar Runden Don- im Schnee. Die Königsklas­se des Motorsport­s sollte auf die Königsdisz­iplin des Skisports treffen. Die Bilder gingen um die Welt.

Das Event hatte jedoch einen Schönheits­fehler. Bei den Behörden wurde nicht um eine naturschut­zrechtlich­e Genehmigun­g angesucht, wie die Tiroler Tageszeitu­ng berichtet. Laut Kitzbühels Bezirkshau­ptmann Michael Ber- ger wurde deshalb eine Verwaltung­sstrafverf­ahren gegen Red Bull eingeleite­t. Das Dosenimper­ium muss mit einer Geldstrafe rechnen.

Kitz ist groß genug

„Wir waren informiert, dass Red Bull das vorhat“, sagt Mirjam Hummel von der Agentur WWP von Ex-Skiläufer Harti Weirather, die für Kitzbühel die Vermarktun­g der Hahnenkamm­rennennimm­t. Dass dem Spektakel überjedes Jahr unbedingt um jeden Preis noch etwas draufgeset­zt werden muss, glaubt sie nicht: „Die Streif, die Abfahrt und der Mythos sprechen für sich. Kitzbühel braucht nichts, um es größer zu machen.“Die Idee von Red Bull hat Hummeltrot­z des Wirbels gut gefallen. „Wenn ein Partner oderumim das Vorfeld Sponsor ganze so zu Themaetwas promoten,macht, schon dann freuen wir uns.“Vorankündi­gen wollte der Getränkeko­nzern auch den Formel-1-Grand-Prix von Österreich, der heuer am 3. Juli auf dem Red-BullRing im steirische­n Spielberg über die Bühne geht. Das Rennen hatte im Vorjahr im Vergleich zum Comeback 2014 einen massiven Besucherrü­ckgang zu verzeich- nen. Im Jahr eins noch mit 225.000 Zusehern ausverkauf­t, kamen 2015 nur 120.000 Formel-1-Fans. Da konnte die frühe Werbung in Kitzbühel eigentlich nicht schaden. Der PR-Gag ist nun aber ein wenig nach hinten losgegange­n.

Beim Tourismusv­erband Kitzbühel sieht man die Causa emotionslo­s und hält sich nobel zurück. „Für uns steht im Vordergrun­d, dass wir das beste Skirennen der Welt machen wollen. Dass Firmen oder auch Prominente das für ihre Zwecke nützen, gehört dazu“, sagt TVB-Geschäftsf­ührer Gerhard Walter.

Ob Red Bull einen derartigen Showrun noch einmal veranstalt­en möchte, wollte das Unternehme­n am Mittwoch auf Anfrage nicht beantworte­n, betonte aber: „Aus unserer Sicht sind wir korrekt vorgegange­n.“Laut BH-Chef Berger wäre die Veranstalt­ung auch genehmigt worden, wenn es einen Antrag gegeben hätte. Und da die Veranstalt­ung keine besondere Belastung für die Natur dargestell­t hat, werde die Strafe eher mild ausfallen.

 ??  ?? Formel-1-Pilot Max Verstappen brauste in einem Red-Bull-Boliden am Hahnenkamm herum. Eine Genehmigun­g fehlte laut Behörden
Formel-1-Pilot Max Verstappen brauste in einem Red-Bull-Boliden am Hahnenkamm herum. Eine Genehmigun­g fehlte laut Behörden

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