Er schuf zarte Polit-Komödien
Kinolegende. Ettore Scola, letzter Meister des italienischen Nachkriegskinos, starb mit 84
Es ist der 8. Mai 1938. Während des Staatsbesuches Hitlers in Rom findet eine Parade statt. Hausfrau Antonietta ist daheim geblieben, sie schwärmt von Hitler und Mussolini, muss sich aber um den Haushalt kümmern. Ihre – durch einen entflogenen Vogel bedingte – Begegnung mit ihrem Nachbarn, dem von den Faschisten verfolgten Rundfunkjournalisten Gabriele, gehört zu den größten Momenten des italienisches Kinos. Sophia Loren und Marcello Mastroianni spielen die Hauptrollen in Ettore Scolas Meisterwerk „Ein besonderer Tag“, das für einen Oscar nominiert war und einen Golden Globe sowie einen César erhielt.
Der Film aus dem Jahr 1977 ist typisch für Scola, der zu den politischsten Filmemachern seiner Zeit ge- hörte und viele Jahre Mitglied der kommunistischen Partei Italiens war. Der am10. Mai 1931 in Trevico, Kampanien, geborene Scola beherrschte die Kunst, Politik und Komödie mit einem Hauch von Melancholie zu verbinden. Er war der letzte große Regisseur der „Commedia Italiana“. Scola arbeitete mit Schauspiellegenden wie Nino Manfredi und Vittorio Gassman – etwa in dem wehmütigen und zugleich komödiantischen Rückblick „Wir waren so verliebt“(1974). Mit Marcello Mastroianni drehte Scola mehrfach, so auch im Revolutionsfilm „Flucht nach Varennes“(1982). Zu Scolas berühmtesten Werken zählt „Die Schmutzigen, die Hässli- chen und die Gemeinen“aus dem Jahr 1976
– ein dunkelgrauer Film über die italienische Arbeiterklasse.
Scola begann seine Karriere 1953 als Drehbuchautor. Sein Regiedebüt gab Scola 1964 mit „Frivole Spiele“. Der deutsche Titel tut dem Film unrecht: Es geht in dem Episodenfilm um Wertewan- del zur Zeit des Wirtschaftswunders. Als Regisseur realisierte Scola 41 Projekte, als Autor war er an mehr als 80 Produktionen beteiligt.
Zuletzt inszenierte er 2013 einen Film über Federico Fellini. Am Dienstag ist Scola im Alter von 84 Jahren in der Poliklinik in Rom gestorben, wo er seit Sonntag im Koma lag. Italien trauert.