Auf Start-up-Fang in Österreich
Crowdinvesting. Die deutsche Plattform Companisto will mehr junge Unternehmen aus dem Nachbarland
Knapp 50.000 Investoren bietet die Crowdinvesting-Plattform Companisto, mit Sitz in Berlin, ihren Start-ups. Je größer die Investorenbasis, desto eher können hohe Summern lukriert werden, so die Rechnung. Wie hoch, zeigte Companisto 2015: Mit 1,5 Millionen Euro für das Wiener E-Bike-Start-up Freygeist wurde ein Crowdinvesting-Rekord für Österreich aufgestellt. Gesamt erreichte Companisto Ende 2015 in 53 Finanzierungsrunden ein Investitionsvolumen von rund 26 Millionen Euro.
Derzeit hat Companisto fünf Start-ups in seinem Portfolio. Darunter ist seit Dienstag das Wiener Unternehmen Enio, das ein europaweites Ladestellennetzwerk für Elektroautos auf bauen will. 500.000 Euro Risikokapital will man in den verbleibenden 58 Tagen von der Crowd einsammeln. KURIER: Sie wollen Ihre Präsenz in Österreich intensivieren. Was sind die Gründe dafür? David Rhotert: Wir haben einerseits gemerkt, dass sich viele Menschen in Österreich dafür interessieren, innovative Projekte mittels Crowdinvesting zu unterstüt- zen. Mit dem Alternativfinanzierungsgesetz wurde außerdem vergangenes Jahr international ein klares Signal gegeben, dass Österreich zur Crowdinvestingund Start-up-Region Europas gehören soll. Wie viele Österreicher sind unter den Investoren?
Das können wir aus Wettbewerbsgründen nicht beziffern. Aber: Österreicher sind die zweitstärkste Investoren-Nation auf Companisto. Gibt es auf dem österreichischen Markt nicht genug Crowdinvesting-Plattformen?
Mehr Wettbewerb tut dem Markt gut – das ist auch beim Crowdinvesting so. In Deutschland zum Beispiel sind sehr viele Plattformen an den Start gegangen, inzwischen hat sich der Markt auf wenige Plattformen eingependelt. Man wird sehen, wie sich das in Österreich entwickelt. Wie wollen Sie die interessanten Projekte zu sich holen?
Wir konnten 2015 knapp elf Millionen Investments generieren. Die Summen, die bei uns insgesamt investiert werden, sind sehr hoch. Pro Unter- nehmen wurden durchschnittlich 660.000 Euro investiert. Wir haben eine breite Basis an Investoren, ein hohes Maß an Schwarmintelligenz. Es sind Experten, die aus allen Branchen kommen, Feedback geben und Fachfragen stellen. So kommen Startups voran und können den Markt testen. Auf welche Start-ups haben Sie es abgesehen?
Wir haben es nicht auf eine bestimmte Art von Startup abgesehen. Companisto gibt es jetzt seit vier Jahren. Zu Beginn hat man geglaubt, dass mit Crowdinvesting nur einfache Projekte im B2C-Bereich (
zu finanzieren sind. Mittlerweile hat man gesehen, dass alle möglichen, auch komplexe, Modelle zu finanzieren sind. Es ist egal, woher die Projekte kommen, je mehr Venture Capital wir aufstellen können, desto mehr Start-ups können finanziert werden, desto weiter bringen wir die DACH-Region. Sie sehen sich als Entwickler der Region?
Ich denke, es ist ein Gewinn für die wirtschaftliche und gesamtgesellschaftliche Entwicklung, dass heute jeder mit Risikokapital in Start- ups investieren kann. Früher war das nur sehr wenigen Wohlhabenden vorbehalten. Wie viel verdienen Sie an den Start-ups?
Wir erhalten von den Start-ups eine reine Erfolgsprovision in Höhe von zehn Prozent des Investmentvolumens. Das setzt allerdings voraus, dass die Investmentschwelle erreicht oder überschritten wird. Die Investmentschwelle beträgt in der Regel 100.000 Euro. Nur wenn mindestens dieser Betrag erreicht wird, ist das Crowdinvesting erfolgreich.