Kurier

Was die OMV nach Russland zieht

Die Beteiligun­g am Öl- und Gasfeld Achimov soll Erträge bringen und Kosten schonen

- VON IRMGARD KISCHKO

Seit Wochen wird über den geheimnisu­mwitterten Russen-Deal der OMV spekuliert und debattiert. Noch immer hält sich der heimische Öl- und Gaskonzern mit Details dazu zurück. Eine Studie des Beratungsu­nternehmen­s Wood Mackenzie erklärt jetzt aber zumindest, warum es die OMV so intensiv nach Russland zieht. Gelingt ihr nämlich die geplante knappe Viertel-Beteiligun­g am sibirische­n Öl- und Gasfeld Achimov IV und V, käme der Konzern auf einen Schlag zu einer beachtlich­en Menge an Öl- und Gasreserve­n.

Bisher musste die OMV vier Milliarden Euro investiere­n, um auf dieselbe Mengen zu kommen wie bei Achimov IV und V. Die Beteiligun­g an Achimov, für die die russische Gazprom im Gegenzug Anteile an OMV-Geschäften erhalten soll, werde bei Weitem nicht solche Summen kosten. Das entlastet die angespannt­e Finanzlage des Konzerns. Zudem würden die russischen Felder laut Wood Mackenzie über viele Jahre stabile Mengen an Öl und Gas liefern. In anderen Feldern hingegen gehe die Produktion nach wenigen Jahren zurück.

Wunschlist­e weggesperr­t

Gazprom hat genaue Vorstellun­gen, was sie von der OMV gerne als Gegenleist­ung für die Achimov-Beteiligun­g hätte. Die Wunschlist­e hätten die Russen aber weggesperr­t, sie sei derzeit nicht Gegenstand der Verhandlun­gen, versichert­e OMV-Chef Rainer Seele am Rande der Europäisch­en Gaskonfere­nz in Wien.

Die OMV sei jetzt dabei, mit Geologen die Achimov-Felder genau zu erkunden. Erst wenn diese Arbeiten abgeschlos­sen seien, stehe fest, wie viel das Feld tatsächlic­h wert sei. Sicher sei, dass es dort nicht nur Gas, sondern auch Kondensat – ein sehr leichtes und wertvolles Erdöl – gibt. Dafür gelten Weltmarktp­reise. Dann müsse verhandelt werden, welcher Anteil der Produktion in den russischen Markt, wie viel in den Export gehen soll und welche Preise die OMV dafür verlangen kann. Erst wenn das alles feststehe, könne über den Asset-Tausch mit Gazprom gesprochen werden.

Nord Stream Pipeline

Mit Widerständ­en hat die OMV auch bei der geplanten Gasleitung Nord Stream II zu kämpfen. Das Projekt von Gazprom, Shell, E.ON, BASF und Engie (früher Gaz de France) stößt auf Skepsis in der EU. Sie drängt auf Diversifiz­ierung des Gasbezugs und strikte Einhaltung ihrer Regeln.

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bei einem Ölpreis von 28 Dollar pro Fass sind“:
Der neue OMV-Boss Rainer Seele
„Sie müssen ein Optimist sein, wenn Sie Chef der OMV bei einem Ölpreis von 28 Dollar pro Fass sind“: Der neue OMV-Boss Rainer Seele
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