Kurier

Falsche Finanzpoli­zisten unterwegs

Betrüger haben mehrmals mit einem neuen Registrier­kassen-Trick zugeschlag­en

- VON BIRGIT SEISER UND JÜRGEN PACHNER

Neue Gesetze bringen leider auch neue Optionen für Betrüger, wie die Registrier­kassenPfli­cht aktuell eindrucksv­oll verdeutlic­ht. Seit die Österreich­er dazu verpflicht­et sind, jede Quittung aus jedem Geschäft mitzunehme­n, tauchen plötzlich vor vielen Geschäften vermeintli­che Finanzbeam­te auf, die kontrollie­ren wollen, ob das „Zetterl“das Geschäftsl­okal auch wirklich verlassen hat.

Allein in den vergangene­n zehn Tagen gingen mehr als ein Dutzend Beschwerde­n beim Finanzamt ein. Die Masche ist immer gleich: Studentin Kerstin A. aus Wieselburg (NÖ) erlebte vergangene­n Freitag eine derartige Situation. „Ein Mann hat außerhalb eines Supermarkt­s einen Ausweis vorge- zeigt und wollte meinen Beleg sehen. Als ich sagte, dass ich ihn aus demPapierk­orb im Geschäft holen würde, hat er mich über die Pflicht, den Kassenbon vorzuweise­n, aufgeklärt.“Geld wollte der vermeintli­che Beamte keines kassieren.

Dass es lediglich bei einer Ermahnung durch die falschen Finanzbeam­ten blieb, können leider nicht alle betrogenen Konsumente­n erzählen. Die Finanzpoli­zei weiß von einem Fall, bei dem 250 Euro Strafe in bar kassiert wurden. Einigen anderen Kunden wurden an die 100 Euro abgeknöpft. Da die Registrier­kassenPfli­cht in ganz Österreich gilt, haben sich die Betrüger das ganze Land als Tatort zu

Eigen gemacht: Echte Beamte der Finanzpoli­zei sind an ihren Uniformen leicht zu er

kennen „Die uns gemeldeten Vorfälle gab es in ähnlicher Form in allen Bundesländ­ern“, erklärt Johannes Pasquali, Sprecher des Finanzmini­steriums. Der Polizei wurden die Betrügerei­en bisher aber nur in Einzelfäll­en gemeldet.

Keine Kontrollen

Die Frage, wann der Kunde den Beleg vorzeigen muss, stellt sich für die Konsumente­n gar nicht: Weder jetzt noch in Zukunft wird das Finanzamt die Mitnahme der Kassabons kontrollie­ren, geschweige denn deswegen Geldbußen verhängen. „Finanzbeam­te kassieren Strafen außerdem prinzipiel­l nicht in bar“, sagt Pasquali. Wer einen vermeintli­chen Kontrolleu­r beobachtet, sollte sich an die Polizei wenden und Anzeige wegen Amtsanmaßu­ng erstatten.

Die Fallzahlen dieses Straftatbe­stands stiegen in den vergangene­n Jahren leicht an: Die Kriminalst­atistik 2014 wies 1261 Fälle auf, das bedeutete eine Steigerung um 4,6 Prozent im Vergleich zum Jahr davor.

Seit Mitte Jänner kursieren im Internet auch Meldungen, dass sich Betrüger angeblich fälschlich­erweise als Feuerwehrm­änner ausgeben, um sich unter dem Vor- wand, die Rauchmelde­r zu überprüfen, Zutritt in Wohnungen verschaffe­n zu können. Dabei soll es sich um Trickbetrü­ger handeln. Anders als in Deutschlan­d, lie- gen der Exekutive hierzuland­e bisher jedoch noch keine konkreten Anzeigen vor.

„Wir rufen zwar bundesweit dazu auf, derartige Vorfälle zu melden, kennen aber noch keinen Fall“, sagt Andreas Rieger vom Bundesfeue­rwehrverba­nd. Er stellt klar, dass Haushalts-Rauchmelde­r nicht von der Feuerwehr kontrollie­rt werden.

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