Kurier

Obergrenze oder Richtwert? Ein Hilferuf

Die Regierung will die Zahl der Flüchtling­e reduzieren. Das wird nur mit allen europäisch­en Ländern gelingen.

- HELMUT BRANDSTÄTT­ER

Ein Richtwert? Oder doch eine Obergrenze? Was wir jetzt gar nicht brauchen, ist eine Diskussion über Begriffe, die eine ohnehin sehr schwierige Lage ins Lächerlich­e zieht. In Wirklichke­it ist gestern ein Hilferuf von Wien in die anderen EU-Hauptstädt­e und nach Brüssel ausgeschic­kt worden, der ungefähr so lauten könnte: „Österreich­ische Bürger, Freiwillig­e und Gemeinden haben bereits viel geleistet in der Unterbring­ung von Schutzsuch­enden. Wir werden weiter Menschen aufnehmen, aber deutlich weniger und wirklich nur in Kriegen Verfolgte. Denn wir wollen diese Zuwanderer auch integriere­n.“

Nun gibt es komplizier­te juristisch­e Fragen, und darüber hinaus bleibt das Problem, was wir mit zusätzlich­en Asylsuchen­den machen werden, wenn die Zahl von 37.500 erreicht ist. Vor allem aber muss die Regierung endlich Ländern wie Tschechien (ca. 1500 Asylwerber im Vorjahr) oder der Slowakei (rund 250 Asylwerber) klar machen, dass wir uns nicht mehr pflanzen lassen. Und die Ungarn sollen ruhig an die Überlegenh­eit ihrer Nation glauben, aber bitte ohne unser Geld.

Entweder es wird ein halbwegs solidarisc­hes Europa geben, oder die EU wird zerfallen, zum Nachteil aller. Schon die Kosten von strengen Grenzkontr­ollen würden uns ja massiv belasten, das Ende des Binnenmark­tes aber würde zu einer anhaltende­n Rezession in Europa führen. Das werden hoffentlic­h auch die Nationalök­onomen in Osteuropa ihren Politikern erklären.

Das Wort Hilferuf hat auch etwas von Hilflosigk­eit. Wer ein – juristisch sauberes und menschlich anständige­s – Patentreze­pt hat, soll sich bitte melden. Da es das aber nicht gibt, ist viel guter Wille schon hilfreich.

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