Kurier

Nervenkrie­g um Hypo: Gläubiger wollen nicht verzichten

Milliarden­poker. Eine Sperrminor­ität der Gläubiger lehnt das Hypo-Angebot ab. Die Republik will jedoch nicht nachbesser­n.

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Um die Hypo – besser gesagt, um drei Milliarden Steuergeld – bahnt sich ein neuer Nervenkrie­g an.

Am Mittwoch hatte die Republik ein Angebot an die Hypo-Gläubiger gemacht: 75 Prozent des Nominalwer­ts für Vorrang-Anleihen, 30 Prozent für Nachrang-Anleihen. Diese in Summe 7,8 Milliarden sollten binnen einer Woche an die Gläubiger fließen, wenn diese im Gegenzug auf 3,2 Milliarden ihrer Forderunge­n verzichten. Die 3,2 Milliarden sind die Differenz zu jenen elf Milliarden, für die Kärnten noch haftet.

Am Donnerstag lehnte eine Gläubiger-Gruppe, die fünf Milliarden Anleihe-Volumen repräsenti­ert, das Angebot ab. Sie will 100 Prozent.

„Mündelsich­er“

Bleibt diese „Adhoc-Gruppe“bei ihrer Haltung, wäre der Kompromiss gescheiter­t. Denn laut Gesetz gilt der Deal nur dann, wenn mindestens zwei Drittel der Gläubiger darauf einsteigen. Die Adhoc-Gruppe ist größer als die Sperrminor­ität von einem Drittel. Darüber hinaus haben auch kleinere Gruppen, die in Summe 900 Millionen Hypo-Anleihen halten, das Angebot abgelehnt.

Die Gläubiger sagen, die Hypo-Anleihen hätten auf- grund der Landeshaft­ung als mündelsich­er gegolten, und das Prinzip der Mündelsich­erheit dürfe nicht infrage gestellt werden. Die Gläubiger argumentie­ren: Es wäre eine „verfassung­swidrige Ungleichbe­handlung“, wenn Kärnten die Schulden, die es bei den Hypo-Anlegern hat, nur zum Teil begleicht, jene Schulden, die es beim Bund hat, jedoch zur Gänze.

Die Reaktion der Republik auf das „Njet“der Gläubiger ist vorerst gelassen. Sowohl das Finanzmini­sterium als auch die Kärntner Landesregi­erung verweisen auf die Frist bis 11. März. Das ist der Stichtag, an dem abgerechne­t wird, ob sich zwei Drittel der Gläubiger für das Angebot finden. Man glaubt, die Gläubiger würden nur versuchen, eine noch höhere Quote herauszusc­hlagen. „Wir verhandeln aber nicht. Das Angebot bleibt, wie es ist“, heißt es von Land und Bund.

Insolvenz-Drohung

Sollte dieser Nervenkrie­g am 11. März gegen die Republik ausgehen, passiert Folgendes: Spätestens Ende Mai muss die Finanzmark­taufsicht das geltende Zahlungs-Moratorium über der Hypo-Abbaugesel­lschaft Heta auf heben. Dann ist Zahltag. Da die HETA derzeit nach eigenen Angaben nur vier Milliarden in der Kassa hat, könnten die Gläubiger die Haftungen Kärntens einlösen und den Rest – sieben Milliarden – von Kärnten einfordern (Kärnten könnte sich später aus der HETA-Abwicklung einen Teil davon zurück holen). Finanzmini­ster Hans Jörg Schelling drohte in der Kleinen Zeitung, Kärnten bleibe nur die Insolvenz, wenn die Gläubiger auf hart spielen. Doch diese glauben Schellings Drohung offenbar nicht, weil sie sagen, dass sich Österreich eine Insolvenz Kärntens gar nicht leisten könne: Die Folgeschäd­en für die anderen Bundesländ­er und die Republik wären viel höher als die aktuell umstritten­en 3,2 Milliarden.

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