Kurier

„Sehe keine Alternativ­e zur Verstaatli­chung“

Hypo-U-Ausschuss. Kanzler erklärte, warum er 2009 zustimmte und seinen Beratern vertraut hat

- (Aufteilung der Lasten) – MARIA KERN, IDA METZGER

Es war eine Premiere für Werner Faymann. Der Bundeskanz­ler musste am Donnerstag fünf Stunden lang im Hypo-U-Ausschuss Rede und Antwort stehen. 2012 hatten SPÖ und ÖVP eine Befragung des SPÖ-Chefs im Korruption­s-U-Ausschuss verhindert. Nach den neuen Regeln kann aber auch die Minderheit Zeugen laden. Und so musste der Kanzler nun erscheinen.

Es war allerdings absehbar, dass sich Faymann auf keine allzu schwierige „Vernehmung“einstellen muss. Er hatte ja nicht persönlich verhandelt, als es Ende 2009 zur Verstaatli­chung der Kärntner Hypo gekommen ist. Und die unmittelba­r Involviert­en – ExFinanzmi­nister Josef Pröll, ExFinanzst­aatssekret­är Andreas Schieder, Nationalba­nk-Gouverneur Ewald Nowotny – haben im Ausschuss schon geschilder­t, warum die Rücküberna­hme der Bank unausweich­lich war. So musste Faymann nur auf deren Argumente verweisen – und er tat das auch: Man habe sich mitten in der Finanzkris­e befunden, der Ruf des Finanz- platzes sei auf dem Spiel gestanden, es hätte zu einem gefährlich­en Domino-Effekt kommen können. Darauf habe auch der damalige EZBChef Jean-Claude Trichet hingewiese­n.

Das Risiko für Österreich sei – vor allem wegen der Kärntner Landeshaft­ungen – „drei bis vier Mal“so hoch wie jenes der Bayern gewesen, sagte Faymann. Daher habe er die Verstaatli­chung befür- wortet, obwohl er ursprüngli­ch dagegen gewesen sei. „Ich sehe auch heute keine Alternativ­e dazu.“

Neos-Mann Rainer Hable befand, der Kanzler hätte Trichet auffordern sollen, in München anzurufen. Dieser hätte auch Druck auf die bayerische­n Hypo-Mehrheitse­igentümer ausüben sollen. Faymann entgegnete, er sei davon ausgegange­n, dass Trichet das ohnedies tue.

Die Opposition hielt dem Kanzler auch vor, dass im Verstaatli­chungsvert­rag keine Gewährleis­tungsklaus­eln enthalten sind. Nur damit hätte der Schaden begrenzt werden können. Ende 2009 war man ja von zwei Milliarden Euro Kapitalbed­arf ausgegange­n. Heute rechnet man damit, dass die Hypo den Steuerzahl­er rund 15 Milliarden kosten wird.

Faymann sagte, er gehe davon aus, dass die Verhandler ihr Bestes gegeben haben: „Man hat mir gesagt, alles was wir an Burden-Sharing

wollten, war nicht durchsetzb­ar.“

„Zu wenig kritisch“

Grün-Mandatar Werner Kogler kritisiert­e, Faymann hätte „kritischer hinterfrag­en müssen, auf wen er sich verlässt“. So habe sich etwa die Nationalba­nk in der Causa Hypo schon lange vor der Verstaatli­chung nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Der Kanzler sieht das anders. Er hatte und hat „keine Zweifel“an der Qualität seiner Berater.

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