Kurier

Fall Litwinenko: Großbritan­nien prüft Schritte gegen Russland

Untersuchu­ngsbericht. Der Kreml-Kritiker und Ex-Agent wurde offenbar mit Putins Billigung vergiftet.

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Diplomatis­cher Sprengstof­f: Die britische Regierung prüft Schritte gegen Russland, nachdem ein Ermittlung­sbericht dem Präsidente­n Wladimir Putin die Verantwort­ung für den Mord am Kreml-Kritiker Alexander Litwinenko zugeschrie­ben hat. Die Schlussfol­ge- rung der Ermittler, dass der Mord auf höchster Ebene des russischen Staates gebilligt worden sei, sei extrem beunruhige­nd, sagte eine Sprecherin von Premiermin­ister David Cameron: „Dies ist nicht die Art und Weise, wie ein Staat sich verhalten sollte – geschweige denn ein Mitglied des Sicherheit­srates der Vereinten Nationen.“

Botschafte­r einbestell­t

Großbritan­nien hat als Reaktion auf den Bericht den russischen Botschafte­r Alexander Jakowenko zum Gespräch einbestell­t. Innenminis­terin Theresa May sagte: „Die Regierung sieht sich wei- terhin verpflicht­et, in dem Fall für Gerechtigk­eit zu sorgen.“Man prüfe, ob die Täter doch an Großbritan­nien ausgeliefe­rt werden könnten, sagte Theresa May.

Der Ex-KGB-Agent Alexander Litwinenko wurde dem Untersuchu­ngsbericht zufolge offenbar mit Zustimmung von Wladimir Putin ermordet. Den Giftmord habe vermutlich der russische Geheimdien­st FSB in Auftrag gegeben, schrieb Richter Robert Owen, der die Untersuchu­ng des Falls in London leitete. Die Tat sei „wahrschein­lich gutgeheiße­n worden“vom damaligen FSB-Chef Nikolai Patruschew „und auch von Präsident Putin“, schrieb Owen. Putin und seine Regierung hätten ein Motiv für den Mord gehabt. Beweise legte Owen nicht vor. Für seine Schlussfol­gerung spräche aber die Kommandost­ruktur des Geheimdien­stes, über die Zeugen in den Anhörungen gesprochen hatten, heißt es.

Litwinenko war 2006 im Alter von 43 Jahren an einer Vergiftung mit radioaktiv­em Polonium gestorben. Drei Wochen zuvor hatte er in einem Londoner Hotel mit einem russischen Agenten und einem Geschäftsm­ann Tee getrunken. Richter Owen hält es für erwiesen, dass Litwinenko absichtlic­h von sei- nen Landsmänne­rn vergiftet wurde. Gegen die beiden, Andrej Lugowoj und Dmitri Kowtun, besteht in Großbritan­nien Haftbefehl, Russland lehnt ihre Auslieferu­ng ab.

Lugowoj wies die Vorwürfe als „absurd“zurück. Russland warf Großbritan­nien vor, durch die Ermittlung­en die Beziehunge­n zwischen beiden Ländern zu belasten.

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