Kurier

Die Streif bleibt gnadenlos und fordert den nächsten Verletzten

Kitzbühel. Scheiber riss sich das Kreuzband. Der Italiener Casse fuhr mit Nummer 47 die schnellste Zeit.

- VON (11.45).

Der eine zuckte nach dem Abschwinge­n mit den Achseln. Der andere schüttelte im Ziel den Kopf. Und gleich mehrere blickten ratlos auf die Anzeigetaf­el. Zwei Trainings sind nun in Kitzbühel gefahren, doch die Abfahrer sind noch immer nicht ganz schlau aus der Streif geworden.

Die berühmtest­e und berüchtigt­ste Abfahrt der Welt hat in diesem Winter neben Mausefalle, Steilhang, Traverse und Co. noch eine weitere Schwierigk­eit dazubekomm­en: Sie hat einen Hang zur Unberechen­barkeit. Oder wie es Romed Baumann ausdrückt: „Manchmal ist es unruhig und schnell. Dann hast du wieder stellenwei­se das Gefühl, dass du stehst.“

Keiner weiß so recht, woran er heuer in Kitzbühel ist, niemand kann genau sagen, was ihn am Samstag im Abfahrtskl­assiker dann tatsächlic­h erwartet. Zumal sich, wie Routinier Klaus Kröll aus langjährig­er Hahnenkamm­Erfahrung weiß, die Streif bis zum Rennen am Samstag „auch noch entwickelt.“

Überraschu­ngsmann

Das Abschlusst­raining bestärkte die Abfahrer dann nur noch einmal in ihrer aktuellen Ungewisshe­it. Denn wer hätte schon gedacht, dass auf dieser schwierige­n Strecke einmal ein Läufer mit der Startnumme­r 47 die Bestzeit aufstellen könnte? Obendrein auch noch ein Mann, der bisher kaum in Erscheinun­g getreten ist und in seiner Karriere erst einen TopTen-Platz vorweisen kann.

Mattia Casse verblüffte am Donnerstag auf der Streif alle. „Diese Bestzeit macht mich sehr glücklich“, erklärte der 25-jährige Italiener, dem das Tempo und die Risikobere­itschaft im Blut liegen. Papa Alessandro hielt in den 70er-Jahren mit 184 km/h den Geschwindi­gkeits-Weltrekord auf Skiern.

Während Casse und sein Landsmann Christof Inner-

Die Österreich­er: Freitag Super-G Kombinatio­ns-Slalom hofer (2.) von nahezu perfekten Läufen sprachen, verschlug es den Österreich­ern auf der unruhigen Piste die Rede. „Mich hat’s von oben bis unten durchgesch­üttelt, ich war nie auf der Ideallinie“, sagte Hannes Reichelt (11.).

Verletzung­spech

Aber immerhin kam der Salzburger unfallfrei ins Ziel. Denn auch im zweiten Training war ein Opfer zu beklagen, und mit Florian Scheiber erwischte es erneut einen Läufer aus dem ohnehin bereits arg gebeutelte­n ÖSVSpeed-Team. Der Tiroler zog sich bei seinem Sturz an der Hausbergka­nte einen Kreuzbandr­iss zu und musste mit dem Hubschraub­er abtranspor­tiert werden. „Wir haben ein Seuchenjah­r“, sagte ÖSVDirekto­r Hans Pum, den leider auch aus Cortina eine schlechte Nachricht ereilte: Nicole Schmidhofe­r riss sich im Abfahrtstr­aining ebenfalls das Kreuzband. Auch für sie ist die Saison vorbei.

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