Kurier

Wirt ließ ÖVP-Spitze nicht in seinem Restaurant speisen

Oberösterr­eich. Gastronom ist über die Politik verärgert. Minister mussten in anderes Gasthaus ausweichen.

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Unter dem Motto „Unsere Werte. Unser Weg. Wie wir leben wollen“, hielt der ÖVPParlame­ntsklub vergangene Woche (14. und 15. Jänner) in der 4100-Einwohner-Stadt Bad Leonfelden, OÖ, eine Klausurtag­ung ab. Die Spitzen der Bundespart­ei – von Vizekanzle­r Reinhold Mitterlehn­er über Klubobmann Reinhold Lopatka, den Ministern Sebastian Kurz, Johanna Mikl-Leitner, Hans Jörg Schelling und Andrä Rupprechte­r bis zu Präsidents­chaftskand­idat Andreas Kohl – nahmen daran teil. Sie und ihre Entourage sowie die angereiste­n Journalist­en waren in den Hotels der Mühlviertl­er Kurstadt untergebra­cht. Die Gastronome­n rieben sich die Hände.

Nicht parteipoli­tisch

Auch im Leonfeldne­r Hof, einem Drei-Sterne-Beherbergu­ngsbetrieb mit Restaurant direkt im Stadtzentr­um, wurden Mitarbeite­r einquartie­rt. Als das ÖVP-Organisati­onsteam aber bei Wirt Wolfgang Schwarz anfragte, ob die Ministerri­ege am Mittwoch zum Abendessen kommen könne, verweigert­e er das mit dem Hinweis, diese Herrschaft­en sollen sich doch ein anderes Lokal suchen.

„Ich wollte einfach ein Zeichen setzen, dass ich mit vielen Entscheidu­ngen der Regierung nicht einverstan­den bin“, sagt Schwarz. Parteipoli­tisch sei sein Statement nicht gemeint gewesen: „Ich hätte das Gleiche gemacht, wenn es sich um eine Gruppe roter, blauer oder grüner Spitzen-Mandatare gehandelt hätte.“

Er habe auch mit den jeweiligen Personen kein Problem: „Wenn sie privat kommen, sind sie gern gesehene Gäste“, betont der Wirt. Ihn ärgere aber, dass Gesetze erlassen werden, die – siehe Rauchverbo­t – nicht für alle auf gleiche Weise gelten würden: „Es gibt immer irgendwelc­he unbegründe­ten Ausnahmen für bestimmte Gruppen – so etwas kann ich nicht verstehen“, sagt Schwarz.

Die Gastronomi­e werde seiner Ansicht nach grundsätzl­ich benachteil­igt. Daher brauche es auch niemanden wundern, wenn ständig Betriebe zusperren. „Die Rahmenbedi­ngungen werden für uns leider immer schwierige­r und der bürokratis­che Aufwand nimmt ständig zu.“

Er selbst sei bei keiner Partei Mitglied. „Ich bin als Wirt völlig unparteiis­ch und nur für das Wohl des Gastes da.“Schwarz kann nicht verstehen, dass viele Kollegen zwar bei jeder Gelegenhei­t über die Politik schimpfen, aber keine Zeichen setzen: „Ich wollte zeigen, dass es nicht nur Arschkriec­her gibt.“

Die ÖVP-Minister mussten übrigens nicht hungrig zu Bett gehen. Sie wurden im Gasthof Haudum in Helfenberg bewirtet. „Für mich war es eine Freude und Ehre – und auch ein gutes Geschäft“, sagt Wirt Peter Haudum.

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