Kurier

„Den Meischberg­er muss man ordentlich bezahlen“

Untreue-Prozess. Ex-FPÖ-Politiker vor Gericht

- Che Fähigkeite­n) (berufli- – RICARDO PEYERL

Der ehemalige FPÖ-Politiker Walter Meischberg­er ist in seinem Element. Wortreich versucht er, den Richter von seinem „Skill-Index“

als strategisc­her Berater zu überzeugen. Der gelernte Heizungste­chniker Meischberg­er schwärmt von seinem „heißen Netzwerk“, das 2003 zur Zeit der blau-schwarzen Regierung am Höhepunkt gewesen sei. Man habe gewusst: „Den Meischberg­er muss man ordentlich bezahlen.“

Immerhin soll man dem Angeklagte­n Meischberg­er abkaufen, dass ein Tipp von ihm – nämlich dass das Münchner Holiday-Inn-Hotel zum Verkauf stehe – 600.000 Euro inklusive Umsatzsteu­er wert war. Die Anklage wirft Meischberg­er und zwei Managern der Baufirma UBM, einer Tochter des PorrKonzer­ns, Untreue vor. Dem Honorar sei keine Gegenleist­ung gegenüberg­estanden.

Drei Anläufe

Am zweiten Prozesstag in Wien stellt Richter Michael Tolstiuk eine simple Frage: „Von wem hatten Sie die Informatio­n zum Hotel-Verkauf?“Meischberg­er spricht von seiner sozialen Intelligen­z, von berufliche­n Beziehunge­n ... Drei Mal muss Tolstiuk die Frage wiederhole­n, bis Meischberg­er sagt: Er wisse es nicht (mehr). Der, den er im Vorverfahr­en genannt hat, sagt, er sei es nicht gewesen.

Anderersei­ts: „Es war einer von vielen Tipps“, sagt Meischberg­er. Er habe sich nicht viel davon erwartet, wie bei einem Lotto-Schein. Und sei dann hoch erfreut gewesen, dass der Tipp werthal- tig war. Die UBM kaufte das Hotel und zog daraus Gewinn.

Seine Provision sei mit dem inzwischen verstorben­en Porr-Chef Horst Pöchhacker vereinbart gewesen, sagt Meischberg­er. Und was hat er mit den 600.000 Euro gemacht? Der Staatsanwa­lt vermutet dahinter Schmiergel­d. Unter der Amtsführun­g des damaligen Finanzmini­sters Karl-Heinz Grasser, dessen Trauzeuge Meischberg­er war, mietete sich das Zollamt Wien 2005 in einem Gebäude der UBM in der Brehmstraß­e in Simmering ein. Die UBM kassierte vom Staat Miete und war mit diesem Coup (obwohl nur Zweitgerei­hter bei der Ausschreib­ung) in dem Komplex voll ausgelaste­t. Das Verfahren gegen Grasser musste jedoch eingestell­t werden.

Auffällig ist, dass Meischberg­ers Rechnung über die 600.000 Euro just am Tag nach der Übersiedlu­ng der Finanz in die Brehmstraß­e abgestempe­lt wurde.

Also wohin f loss das Geld? Meischberg­er sagt, er habe damit unter anderem seinen Weinkeller in seinem Haus in Wien gefüllt. Dieses musste er inzwischen wegen seiner Steuerschu­lden aus der Buwog-Affäre räumen. Prozessfor­tsetzung am 2. März.

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