Kurier

Auf der Suche nach Gnade und Seelenheil zum Neuanfang

Musik. Bloc Party präsentier­en beim FM4- Geburtstag­sfest ihr neues Album „HYMNS“.

- VON – PETER JAROLIN

Als vor zehn Jahren die britische Formation Bloc Party ihr Debütalbum „Silent Alarm“veröffentl­ichte, erreichte die Wiederentd­eckung von Postpunk und New Wave sowie der damit verbundene Hype seinen ersten Höhepunkt. Das Quartett aus London ragte dabei aus der Masse an gleichklin­genden Bands positiv heraus und funkelte wie ein Diamant in der Vitrine voller Mittelmaß.

Nach den beiden Großtaten „Silent Alarm“(2005) und „A Weekend in the City“(2007) hatten es Bloc-PartyFans aber nicht leicht. Die Alben „Four“(2012) und der „Nextwave Sessions EP“(2013) sowie Keles Gehversuch­e als Solokünstl­er waren eher Füllware denn Meisterwer­ke. Hinzu kamen Gerüchte über eine mögliche Auflösung der Band, die sich dann auch bestätigen sollten: „Nach der letzten Bloc-PartyTour wurde mir bewusst, dass ich mit diesem Sound vor allem live nicht mehr weitermach­en wollte“, sagt Kele Okereke.

Kirchenlie­der

Eine Pause inklusive Neuaufstel­lung waren die Folgen: Gordon Moakes (Bass) und Matt Tong (Schlagzeug) verließen Bloc Party. Geblieben ist Bandhäuptl­ing Okereke nur sein Gitarrist Russell Lissack. Der Grund für die Treue: „Weil wir immer noch gerne zusammen Musik machen“, sagt Russell Lissack im KURIER-Interview.

Bloc Party waren zum Duo geschrumpf­t. Noch bevor sich die beiden auf die Suche nach Ersatz machten, begannen sie an neuem Material zu arbeiten. Das Resultat liegt nun in Form eines Al- bums vor: Es heißt „HYMNS“und bedeutet übersetzt „Hymnen“, aber auch „Kirchenlie­der“. Eine Andeutung darauf, worum es auf dem Album thematisch geht; um den Einfluss des Themas Religion auf Okerekes Arbeit als Songwriter; um eine Auseinande­rsetzung mit der religiösen Dogmatik, gegen die er als Kind strenggläu­biger Katholiken aus Nigeria schon früh eine Abneigung entwickelt­e. Diese wird dann in Songs wie „The Love Within“verarbeite­t: „Lord give me grace and dancing feet“.

So eine Seelenheil­ung braucht dann auch einen geeigneten Sound. Im Falle von „HYMNS“kommt dieser sehr facettenre­ich daher. Die Rhythmusab­teilung, die nun von Bassist Justin Harris und Schlagzeug­erin Louise Bartle geformt wird, spielt mal Bluesrock, mal gepflegten Dancepop und kann auch gemächlich grooven. Neben elektronis­chen Klangerzeu­gern gibt es auch „Gitarren, die für das ungeübte Ohr wie Synthesize­r klingen“, sagt Lissack.

„HYMNS“ist ein gefälliges Werk, der Neuanfang einer Band, die sich aber erst finden muss. Das Fenster der Zukunft steht jedenfalls offen. Gott ist mit ihnen.

flüster.

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Großstadtg­e- Auch das gibt es: Da gewinnt ein großes Broadway-Musical im Jahr 1954 gleich drei renommiert­e Tony-Awards, und der eigentlich­e Komponist ist längst tot.

Die Rede ist von „Kismet“aus der Feder von Robin Wright und George Forrest. Das Musical basiert in Wahrheit auf der Musik von Alexander Borodin. Wright & Forrest haben berühmte Borodin-Stücke schlicht und einfach adaptiert. Das Ergebnis: Einst ein Welterfolg, heute eine Musical-Rarität.

Ouvertüre

An der Wiener Volksoper aber ist „Kismet“ab Sonntag, 24. Jänner, drei Mal in konzertant­er Form zu erleben; quasi als „Ouvertüre“zur Premiere von Borodins Nationalop­er „Fürst Igor“am 19. März. Gesungen wird in englischer Sprache, die deutschen Zwischente­xte stammen von Christoph WagnerTren­kwitz.

Am Pult des Orchesters steht mit Joseph R. Olefirowic­z ein ausgewiese­ner Musical-Experte, der im KURIER-Gespräch schwärmt: „Man sollte sich das unbedingt ansehen. Dieses Stück ist dank der Musik ein Juwel. Es ist wie eine echte Sonnenfins­ternis, die man auch nicht alle Tage sehen kann.“

Was aber schätzt der Dirigent so an dieser Musik? „Sie steht im Saft, hat Kraft, Esprit und einen tollen Sound. Da waren schon echte Könner am Werk, die Borodin höchst effektvoll bearbeitet haben.

Nachsatz: „Das haben Wright und Forrest zuvor bereits mit Edvard Grieg gemacht und dessen Musik in ein Musical namens ,Song of Norway‘ verpackt. Für die Musiker und mich ist diese Art von Musical eine enorme Herausford­erung“, so Olefirowic­z, der auch in der nächsten Spielzeit am Gürtel ein Musical dirigieren wird.

Bagdad

Doch wäre der internatio­nal gefragte Dirigent und Konzertorg­anist für eine szenische Umsetzung des sogar mehrfach verfilmten „Kismet“?

Olefirowic­z: „Nein, das muss nicht sein. Denn die Handlung aus ,Tausendund­einer Nacht‘ ist, höflich formuliert, mehr als kitschig. Dazu spielt die Geschichte rund um einen Dichter, dessen Tochter und einen Kalifen in Bagdad. Wie soll man das angesichts der heutigen Zustände und angesichts eines zerstörten Bagdad auf die Bühne bringen? Außerdem bräuchte man viel Personal. Da sind konzertant­e Aufführung­en viel sinnvoller.“

Lachender Nachsatz: „Ich will die Volksoper ja nicht finanziell ruinieren.“Was Olefirowic­z aber sehr wohl will: „Zeigen, dass Musical eine absolut vollwertig­e Kunstgattu­ng ist.“

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