Kurier

„Technologi­e begeistert mich immer“

Interview. Der Industrial Designer Konstantin Grcic über die Arbeit mit dem neuen Werkstoff

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Wie ist die Zusammenar­beit mit Laufen zustande gekommen? Konstantin Grcic: Der Kontakt ist über Toan Nguyen entstanden. Im Oktober 2014 fand ein erstes Treffen statt. Im Laufen-Werk war es das erste Mal, dass ich die Herstellun­g dieser Art von Keramik gesehen habe. Ich hatte zwar bereits Erfahrung mit Keramik gemacht – bei meiner Arbeit für Rosenthal und Nymphenbur­g –, jedoch in viel kleineren Dimensione­n. Was hat Ihnen an der Zusammenar­beit gefallen?

Die Aussicht mit SaphirKera­mik, einem neuen, sehr innovative­n Werkstoff, arbeiten zu können, machte das Projekt natürlich besonders spannend. Technologi­e begeistert mich immer! Sanitärker­amik ist ein klassische­s Industried­esign-Produkt, und die Chance, ein neues Material in einem so traditione­llen Bereich zu erforschen, dürfte ziemlich einzigarti­g sein. Wie fanden Sie die Arbeit mit SaphirKera­mik?

Die größte Herausford­erung bestand darin, in unserem Projekt die wesentlich­en Eigenschaf­ten der Saphir- Keramik zu präsentier­en. Ihre Präzision, die geringen Wandstärke­n und engen Radien stellten uns vor interessan­te Aufgaben. Am Ende lag die entscheide­nde Wendung darin, die Oberfläche mit fein definierte­n Strukturen zu versehen. Diese taktilen Oberfläche­n dienen sowohl der Dekoration als auch der Funktional­ität. Sie verhindern, dass darauf abgestellt­e Gegenständ­e wegrutsche­n oder Flecken hinterlass­en. Was die Formen der Objekte anging, sollten sie einfach, funktional, eher architekto­nisch und nicht zu expressiv sein. Würden Sie uns den kreativen Prozess für Ihren Entwurf erläutern?

Eine sehr wichtige Phase ist intellektu­eller Art – man denkt einfach nach –, und sie geht jeder Anfertigun­g von Zeichnunge­n und Modellen voraus. Der Besuch bei Laufen, zu sehen, was die Firma macht und wie sie es macht, die Leute kennenzule­rnen – daraus entsteht die Basis für alles Folgende.

Die Recherche machte auch einen großen Teil unseres kreativen Prozesses aus. In diesem Stadium will man offen sein, sehr aufnahmebe­reit für alles, was relevant oder wichtig sein könnte. Deshalb schaut man sich alles Mögliche an: Wir betrachtet­en keramische Gefäße und ihre Proportion­en. Wir achteten auf die taktilen Eigenschaf­ten der Gegenständ­e, nicht nur auf ihre funktional­en Aspekte. Nehmen wir dieses Glas Wasser in meiner Hand. Die meisten Trinkgläse­r erfüllen eine ähnliche Funktion, aber wodurch unterschei­det sich eins vom anderen? Dadurch, dass es sich besser anfühlt, eleganter ist, dass die Proportion­en oder das Gewicht zu stimmen scheinen. Das gilt auch für Waschbecke­n, die nicht einfach nur zum Händewasch­en da sind. Im Zuge eines kreativen Prozesses geschehen viele Dinge gleichzeit­ig. Es ist eine intensive, aber sehr lehrreiche Phase, das Erforschen von fast allem, was bei dem Projekt eine Rolle spielen könnte. Als Designer können wir auf bestimmte Erfahrunge­n zurückgrei­fen, und doch ist es uns am wichtigste­n, die Dinge ganz unvoreinge­nommen zu betrachten. Gibt es Gemeinsamk­eiten zwischen den Entwürfen für Laufen und Ihren sonstigen Arbeiten?

Ja, ich entwickle meine Ideen jedes Mal durch eine intensive Auseinande­rsetzung mit der Sache. Ich möchte alles darüber wissen, über die damit verbundene Industrie, die Technologi­en, Materialie­n, Funktional­itäten. Nur ein wirkliches Verständni­s der Sache versetzt mich in die Lage, Grenzen neu zu stecken und die bestehende­n Konvention­en infrage zu stellen.

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