Kurier

Hofburg-Kür wird zur Asyl-Volksabsti­mmung

Spätestens zwischen 24. April und 22. Mai wird der neue Flüchtling­s-Richtwert an seine Obergrenze kommen.

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Nach dem Asylgipfel ist vor dem Asylgipfel. Mittwochmi­ttag ließen Rot und Schwarz weißen Rauch aufsteigen: Wir haben doch noch eine Regierung. Die Koalition, auf deren Überleben bald niemand mehr einen Cent gesetzt hat, gibt ein kräftiges Lebenszeic­hen. Sie hat in der wichtigste­n Schlüsself­rage eine Einigung erzielt: 37.500 neue Asylwerber kann und will sie heuer ins Land lassen. Für Werner Faymann ein „Richtwert“, für Reinhold Mitterlehn­er die „Obergrenze“.

Diese wird heuer noch vor dem Sommer ausgeschöp­ft sein, sagt die Innenminis­terin. Aber was dann? Asylanträg­e werden entweder nicht mehr bearbeitet, Flüchtling­e zurückgewi­esen oder ins EU-Erstankunf­tsland gebracht, sagt die ÖVP. Der 37.501. Kriegs-Flüchtling wird weiterhin Aufnahme finden, widerspric­ht die SPÖ.

Der weiße Rauch entpuppt sich nicht einmal 24 Stunden danach als Nebelbombe. Denn „the proof of the pudding“liegt im Vollzug des Obergrenze­n-Richtwerts. Hier ist allein die Innenminis­terin am Drücker; der neue Verteidigu­ngsministe­r kann nur assistiere­n (oder wie sein Vorgänger klammheiml­ich oder offen opponieren).

Der Umgang mit Flüchtling­en wird nun endgültig zum zentralen Wahlkampft­hema für die beiden Präsidents­chafts-Wahlgänge am 24. April und 22. Mai. Die ÖVP setzt seit der Kür von Andreas Khol zum Fischer-Nachfolger alles daran, die Hof burg-Wahl zur Volksabsti­mmung über die Flüchtling­spolitik zu machen. Der Zeit- und Fristenlau­f kommt ihr dabei, gewollt oder ungewollt, zupass. Spätestens zwischen erstem und zweitem Wahlgang wird der neue Richtwert an seine Obergrenze kommen. Und die heute noch akademisch klingende Debatte wird handfest menschlich werden: Was tun mit dem 37.501. Flüchtling?

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