Präsidentschaftswahlen. Leider nicht in der Hofburg
Nur acht von bisher 31 Bewerbern schafften den Weg an die Spitze des Staates
beim zweiten Anlauf auch in Österreich: 1986 wurde Kurt Waldheim – mit weltweit lautem Getöse – zum Bundespräsidenten gewählt.
Bürgermeister
1974 trat Außenminister Rudolf Kirchschläger gegen den „schwarzen“Alois Lugger an und gewann knapp. Lugger blieb danach, was er seit vielen Jahren war: Bürgermeister von Innsbruck. Er starb 2005 mit 93 Jahren.
Bei seiner Wiederwahl 1980 hatte Kirchschläger zwei Herausforderer: den FPnahen Botschafter Wilfried Gredler ( und den rechtsextremen Norbert Burger
Kirchschläger hatte bei dieser Wahl mit 80 Prozent die größte Zustimmung, die ein Bundespräsident bis dahin er- reichte. Nur Heinz Fischer war bei seiner Wiederwahl 2010 fast ebenso erfolgreich.
Neben Waldheim zog es 1986 drei Kandidaten in die Hof burg, die aber trotz der internationalen „Campaign“keine Chance hatten: der SP-Gesundheitsminister Kurt Steyrer die Grüne Freda Meissner-Blau und der rechtsnationale FPNeurologe Otto Scrinzi
Weich gefallen
Waldheim trat 1992 nicht noch einmal an. Favorit war jetzt Verkehrsminister Rudolf Streicher, der jedoch dem fast unbekannten Diplomaten Thomas Klestil unterlag. Rudolf Streicher zählt zu den geschlagenen Bewerbern, die „weich gefallen“sind. Er wurde nach verlorener Wahl Generaldirektor der SteyrDaimler-Puch AG und ÖIAGVorstandsvorsitzender. 1992 wollten auch der Zukunftsforscher Robert Jungk und die 3. Nationalratspräsidentin Heide Schmidt die Nr. 1 im Staat werden. Schmidt war übrigens die einzige Politikerin, die für zwei Parteien antrat: 1992 für die FPÖ
und 1998 für das Liberale Forum Jungk starb 1994 im Alter von 81 Jahren.
Beim zweiten Mal stand Heide Schmidt wieder Klestil – bei dessen Wiederwahl – gegenüber, hatte aber auch die evangelische Superintendentin Gertraud Knoll und den unabhängigen Kandidaten Karl Walter Nowak
als Konkurrenten. Knoll wurde nach ihrer Niederlage SPÖ-Abgeordnete und ist heute mit dem früheren Finanzminister Ferdinand Lacina verheiratet. Nowak arbeitet als Kommunikationstrainer.
Beruf: Hausfrau
2004 konnten die Sozialdemokraten mit Heinz Fischer die Hof burg zurückerobern. Seine Gegenkandidatin, ExAußenministerin Benita Ferrero-Waldner, war nach der verlorenen Wahl EUKommissarin für Außenbeziehungen und sitzt heute im Aufsichtsrat einer Versicherung.
Bei Fischers Wiederwahl im Jahr 2010 unterlagen FPRechtsaußenpolitikerin Barbara Rosenkranz und Rudolf Gehring von den „Christlichen“Gehring ist heute als Hausverwalter tätig; Rosenkranz gibt als Beruf „Hausfrau“an.
Ach ja, dass ich’s nicht vergesse: 1998 trat auch Richard Lugner an und musste sich mit 10 % der Stimmen begnügen. „Warum“, frage ich den Baumeister, „tut man sich einen Wahlkampf an, wenn man keine Chance hat?“
„Ich wusste damals nicht, dass ich vier Gegenkandidaten haben würde und rechnete damit, von Klestils privaten Problemen profitieren zu können. Das war halt nicht so.“
Ob er heuer wieder antritt, will der 83-jährige diese Woche entscheiden, „sobald es seriöse Umfragen gibt. Diesmal“, sagt er, „mach ich’s nur, wenn ich gewinnen kann“.
georg.markus@kurier.at