Kurier

„Wir sind seither noch enger miteinande­r“

Als Baby vertauscht. Die 25-jährige Grazerin Doris Grünwald spricht über die Suche nach ihrer leiblichen Mutter. Ihre Familie unterstütz­t sie auf ihrem Weg.

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Im Rahmen einer Blutspende hatte die 25-jährige Grazerin Doris Grünwald im April 2014 entdeckt, dass sie als Baby vertauscht worden war. Jetzt gab sie der Redakteuri­n Barbara Winkler von der Kronenzeit­ung ein Interview. Gemeinsam mit Evelin Grünwald – jener Frau, von der sie ihr ganzes Leben geglaubt hat, dass sie ihre leibliche Mutter sei.

Am 31. Oktober 1990 um 19.19 Uhr brachte Evelin Grünwald im Uniklinik Graz ein Kind zur Welt. Es war ein Wunschkind, betont Grünwald im Interview. Das Baby musste allerdings per Kaiserschn­itt geholt werden. Weil die Mutter eine Vollnarkos­e bekommen hat, würden ihr etwa 20 Stunden fehlen. „Es muss in dieser Zeit passiert sein, danach ist es für mich ausgeschlo­ssen“, denkt Evelin Grünwald in der Kronenzeit­ung darüber nach, wie es überhaupt passieren konnte, dass die Kinder vertauscht wurden.

DNA-Tests

Nachdem die Verwechslu­ng kürzlich an die Öffentlich­keit gekommen ist, ging das LKH in die Offensive und bot Familien, deren Töchter im Oktober und November 1990 in dem Spital zur Welt gekommen sind kostenlose DNA-Tests an.

Angeordnet werden kann der Test allerdings nicht, die Frauen müssen sich freiwillig melden. 28 Frauen machten bisher davon Gebrauch. Mit ersten Ergebnisse­n sei frühestens am Montag zu rechnen.

Doris Grünwald hofft jedenfalls, dass sie ihre leibliche Mutter dadurch finden wird. Und Evelin Grünwald unterstütz­t sie dabei, obwohl es für sie nicht entscheide­nd ist. „Ich könnte auch ohne diese Informatio­n gut weiterlebe­n“, meint sie im Interview, „die Bindung, die wir haben, ist sowieso einzigarti­g. Auch auf die Frage, wie die Nachricht, dass Doris nicht die leibliche Tochter ist, ihr Leben verändert hat, gibt die 50-Jährige Aus- kunft: „Wir sind seither noch mehr zusammenge­wachsen, sind noch enger miteinande­r, als wir es davor ohnehin schon waren.“

Adoption

Die Gründe, warum die 25Jährige ihre leibliche Mutter unbedingt finden möchte, seien vielfältig, erklärt Doris Grünwald: „Zuerst wollte ich das gar nicht. Aber je mehr Zeit vergangen ist, desto größer wurde der Wunsch. Ich bin neugierig auf mein 'Gegenstück'. Wie schauen die Frauen denn aus, wo kommen sie her? Habe ich vielleicht noch Geschwiste­r? Außerdem: Es kann ja sein, dass man aus gesundheit­lichen Gründen einmal etwas voneinande­r braucht. Alleine deshalb wäre ich über ein Kennenlern­en schon sehr dankbar.“

Laut dem Anwalt der Familie, Gunther Ledolter, beabsichti­gt die Familie eine Adoption. Da die beiden Frauen rechtlich gesehen als Fremde betrachtet werden, würden weder Unterhalts­ansprüche noch erbrechtli­che Ansprüche bestehen. „Um der Situation einen rechtliche­n Rahmen zu geben, müsste Doris Grünwald adoptiert werden“, erklärt Ledolter in der Kronenzeit­ung.

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