Wo Musiktheater wörtlich genommen wird
Theater an der Wien. Das große KURIER-Kulturgespräch mit Kirchschlager, Moretti und Geyer
Es wurde kein Kauf haus mit Tiefgarage, wie es einst ernsthaft angedacht war. Sondern es wurde erst eine Bühne für Musical und – seit inzwischen zehn Jahren – ein Opernhaus. Und zwar eines, das nationale wie auch internationale Aufmerksamkeit auf sich zieht, das für packendes, lebendiges Musiktheater der Gegenwart steht.
Zum zehnjährigen Jubiläum der Umwandlung des Theaters an der Wien in ein Opernhaus bat der KURIER zu einem Kulturgespräch, an dem Intendant Roland Geyer, die Mezzosopranistin Angelika Kirchschlager und Schauspieler Tobias Moretti unter der Leitung des stellver- tretenden KURIER-Chefredakteurs Gert Korentschnig Einblicke in die Welt des Theaters gewährten. „Die Menschen sollen, wenn sie unser Haus verlassen, ein Gefühl mitnehmen“, sagte Intendant Roland Geyer bei diesem Anlass und gab zugleich einen Ausblick auf die Zukunft.
Neue „Zauberflöte“
Programmtisch bleibt man an der Wien dem Erfolgsrezept treu: Oper von Monteverdi über die „Hausgötter“Mozart und Beethoven bis hin in die Moderne, dazu eine Mischung aus populären Stücken und Raritäten. Konkret nannte Geyer hier die Rückkehr von Keith Warners le- gendärer „Don Giovanni“-Inszenierung im Dezember dieses Jahres mit Nathan Gunn in der Titelrolle bzw. mit Erwin Schrott in der SilvesterVorstellung. Und Geyer kündigte zugleich eine Neuinszenierung von Mozarts „Zauberflöte“an – in der Regie von Lotte de Beer, die mit Bizets „Perlenfischer“(spielte im Dschungelcamp) 2014 für eine Sensation sorgte.
Stichwort Regie: Tobias Moretti, der an der Wien bekanntlich Haydns „Il mondo della luna“inszeniert hatte und zurzeit als Mackie Messer in der „Dreigroschenoper“zu erleben ist, erklärte: „Jede Inszenierung sollte dem Hier und Jetzt verbun- den sein. Sonst kann ich es ja gleich lassen und bei Werken in konzertanter Form das Kino im Kopf ablaufen lassen.“Ob er selbst wieder Regie führen möchte? „Es gibt eine Anfrage – auch aus Wien.“
Für die völlige Gleichberechtigung von Musik und Theater, wie sie an der Wien gelebt wird, steht auch Angelika Kirchschlager. Sie erinnerte sich auch mittels diverser Video-Einspielungen an Produktionen wie etwa Benjamin Brittens „The Rape of Lucretia“und machte dem Haus eine Liebeserklärung: „Hier wird man aufgefangen, hier fühlt man sich als Künstlerin geborgen. Ich wohne fast hier.“