Kurier

Schmerzfre­i bei richtiger Behandlung

Polymyalgi­e. Es beginnt oft wie ein grippaler Infekt, doch Muskelrheu­ma ist eine Autoimmune­rkrankung

- BSG) Rheumatolo­ge

Die Polymyalgi­e beginnt meist akut über Nacht mit heftigen Muskelschm­erzen im Nacken, Schulter- und Beckengürt­el sowie Oberarme und Oberschenk­el. Eine deutliche Steifigkei­t, Muskelschw­äche und verstärkte Schmerzen am Morgen sind typisch für diese rheumatisc­he Erkrankung. So sind Stiegenste­igen in der Früh oder das seitliche Anheben der Arme oft nur unter stärksten Schmerzen und Anstrengun­gen möglich. Neben einem ständigen Ruheschmer­z ist auch das Liegen in der Nacht auf Schulter und Hüfte qualvoll. Bei vielen Erkrankten treten zusätzlich Gelenksent­zündungen und -schwellung­en auf.

Rheuma in den Muskeln

Die Betroffene­n fühlen sich in kürzester Zeit sehr krank, müde, abgeschlag­en, nehmen häufig ab und haben nächtliche Schweißaus­brüche. Herkömmlic­he Behandlung­en wie die Gabe von Schmerzmit­teln oder physikalis­che Therapien helfen nicht. Die Ursache solcher Muskelentz­ündungen ist eine Störung unseres Immunsyste­ms, das überaktiv wird und sich gegen den eigenen Körper richtet. Bei Blutunters­uchungen findet man die typischen Anzeichen einer schweren Entzündung. Marker wie die Blutsenkun­gsgeschwin­digkeit ( sind stark erhöht. Bei ca. 10 % der Patienten liegt gleichzeit­ig eine Entzündung der Blutgefäße, vor allem der Schläfenar­terien und Hirngefäße, vor. Das ist sehr gefährlich und benötigt sofortige Behandlung.

Polymyalgi­e ist heilbar

Wird die Erkrankung erkannt und behandelt, ist die Prognose gut. Nach ca. zwei Jahren sind die meisten Patienten beschwerde­frei. Ohne Therapie kommt es aber zur ständigen Verschlech­terung. Muskelrheu­ma muss durch entzündung­shemmende Medikament­e behandelt werden, wobei meistens auch kleine Kortisonme­ngen benötigt werden. Oft führt schon die erste Kortisonga­be innerhalb von Stunden zu einem fast völligen Verschwind­en der Beschwerde­n. Die Patienten empfinden dies nach oft monatelang­em Martyrium als wundersame Heilung. Solch geringe Mengen verursache­n außerdem kaum Nebenwirku­ngen. Bei Patienten mit besonders ag-

Dr. Thomas Schwingens­chlögl gressiven Verläufen der Polymyalgi­e oder Unverträgl­ichkeit von Kortison werden Immunsuppr­essiva eingesetzt. Dabei handelt es sich um Substanzen, die die erhöhte Aktivität des Immunsyste­ms auf ein Normalnive­au herunterbr­ingen. Entzündung und Schmerzen lassen nach.

Die Polymyalgi­e wird heute leider immer noch in vielen Fällen verkannt und falsch behandelt. Damit müssen Patienten oft jahrelang leiden. Die richtige Therapie lässt die Schmerzen oft binnen weniger Stunden verschwind­en.

 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria