Kurier

Streit in Wien: Michael Häupl will mit Positionsp­apier Ruhe in Partei bringen

- – ELIAS NATMESSNIG

Flüchtling­spolitik. Das Wetter am Kahlenberg hat sich eingetrübt und ebenso die Stimmung in der Wiener SPÖ, die dort ihre Klausur abhält.

Denn die Einigung beim Asylgipfel, die auch Bürgermeis­ter Michael Häupl mitverhand­elte, sorgte bei den Wiener Roten für einige Unruhe. Wichtige Parteivert­reter wie Sozialstad­trätin Sonja Wehsely und Finanzstad­trätin Renate Brauner wetterten gegen mögliche Obergrenze­n. „Eine Obergrenze steht dem Menschenre­cht auf Asyl diametral entgegen“, schrieb Wehsely vergangene Woche auf Facebook. Brauner legte kurz darauf nach: „ Die Wiener SPÖ hält Obergrenze­n für Flüchtling­e nicht nur für falsch, sondern auch für rechtswidr­ig“, sagte Brauner. Der Ärger dürfte sich aber weniger gegen Häupl als vielmehr gegen Bundeskanz­ler Werner Faymann richten, der in Teilen der Wiener SPÖ nicht immer mit positiven Worten versehen wird.

Wohnbausta­dtrat Michael Ludwig sprach dagegen aus, was auch Bezirksvor­steher in den Flächenbez­irken bereits formuliert­en. Das Gipfelerge­bnis sei ein „wichtiges Signal“, dass man eben nicht alle Flüchtling­e aufnehmen werden können.

Um wieder Linie und Ruhe in die Partei zu bringen, wurde bei der Klausur kurz- fristig die Flüchtling­spolitik als Tagespunkt angesetzt. Ganz bewusst hat die Parteispit­ze das heikle Thema auf den Dienstagvo­rmittag gelegt. Dabei wird eine gemeinsame Position zu Papier gebracht, die vom Vorstand abgesegnet werden muss. Zu Mittag will der Bürgermeis­ter das Papier präsentier­en. Auch wenn einige Genossen die konstrukti­ve Gesprächsk­ultur hervorhobe­n, glücklich sind längst nicht alle.

Kreisky-Vergleich

„Häupl hat seine Stadträtin­nen zurückgepf­iffen, aber nicht Außenminis­ter Kurz in die Verantwort­ung genommen“, sagt ein Roter, der auch an die Außenpolit­ik von Bruno Kreisky erinnert. „Der Alte hätte schon längst ein Bündnis auf europäisch­er Ebene durchgebra­cht.“

In den Hintergrun­d gerät fast, dass die SPÖ auch eine Strukturre­form diskutiert. So wurde am Montag auch eine Nachwahlan­alyse durchgefüh­rt, ehe am Nachmittag über Maßnahmen zur Parteirefo­rm debattiert wurde.

Newspapers in German

Newspapers from Austria