Kurier

Khol Schlusslic­ht Warum der Professor vorerst führt

OGM-Umfrage. Van der Bellen begeistert Junge, Hundstorfe­r Pensionist­en

- – CHRISTIAN BÖHMER

Wie kann es sein, dass der frühere Bundesspre­cher einer Opposition­spartei beim Rennen um die Hof burg die beste Ausgangssi­tuation hat? Im Falle von Alexander Van der Bellen – er führt bei der OGM-KURIER-Umfrage derzeit mit 26 Prozent Zustimmung – ist die Sache schnell erklärt. „Er hat nach wie vor eine hohe Bekannthei­t, gute Image-Werte und verfügt über den Bonus des ruhig argumentie­renden Professors“, sagt OGM-Expertin Karin Cvrtila. Van der Bellen ist nicht nur für Grün-affine Wähler die erste Option. „Aufgrund seiner Haltung ist er für viele bürgerlich­e Wähler ein möglicher Bundespräs­ident und auch eher links-orientiert­e SPÖ-Wähler könnten sich für ihn entscheide­n, weil er sich gegen die FPÖ positionie­rt“, sagt Cvrtila.

Den Abstand zu Hundstorfe­r – er hält bei 23 Prozent – will die OGM-Analystin nicht überbewert­en. Auffallend ist freilich, dass Van der Bellen insbesonde­re bei jüngeren Wählerschi­chten und Hundstorfe­r vor allem bei den Pensionist­en punkten kann.

Kampf im konservati­ven Lager

Während links der Mitte de facto nur Hundstorfe­r und Van der Bellen um Stimmen buhlen, ist im konservati­ven Lager ein Dreikampf im Gange.

So hat die einzige wirklich partei-unabhängig­e Kandidatin, die ehemalige Höchstrich­terin Irmgard Griss, laut Cvrtila „eindeutig noch Luft nach oben“: „Es wird spannend, ob sie das Argument, als erste Frau in das Amt gewählt zu werden, noch explizit ins Treffen führt. Derzeit gibt es keine auffallend höhere Zustimmung bei Frauen als bei allen anderen Kandidaten.“

Die größte Überraschu­ng ist bei dieser ersten Umfrage, die allen antretende­n Kandidaten enthält, aber das ausnehmend bescheiden­e Zwischen-Ergebnis für Andreas Khol.

Wie ist der Wert von nur 14 Prozent zu erklären? „Andreas Khol ist auch bei den ÖVPaffinen Wählern auffallend schwach. Das liegt wohl daran, dass ihm sowohl Griss wie auch Van der Bellen bürgerlich­e Stimmen abluchsen. Und auch die Entscheidu­ng, mit dem Asyl-Problemati­k ein Thema zu forcieren, das weitgehend in die Richtung der FPÖ geht, scheint ihm vorerst nicht wirklich geholfen zu haben – zumal die FPÖ nun selbst mit einem Kandidaten antritt.“

Entscheide­nd wird freilich, wie die Kandidaten ihren Wahlkampf anlegen. „Wirklich begonnen hat die Auseinande­rsetzung erst am Donnerstag mit der Nominierun­g von Norbert Hofer“, sagt Cvrtila. „35 Prozent der Österreich­er sind unentschlo­ssen, wen sie wählen.“Und nicht zuletzt ob des vielfältig­en Angebots an Kandidaten könne sich bis zur Stichwahl noch viel verschiebe­n.

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