Kurier

Irmgard & Gunter Griss privat.

Die ExOGH-Richterin ist die einzige Frau im Bundespräs­identenwah­lkampf. Doch wer ist der Ehemann hinter der Spitzenjur­istin? Das Interview über späte Liebe & Patchwork-Familie.

- VON (lacht).

zer Zeit so viel Geld zusammenbr­ingen, überrascht mich völlig. Die Popularitä­t hat Ihre Frau vor allem dem HypoBerich­t zu verdanken. Welchen Rat haben Sie Ihr damals gegeben? Das Angebot anzunehmen oder abzulehnen? Gunter Griss: Ich war skeptisch, ob es noch möglich sein wird, die Ursachen für das Debakel zu finden. Dann befürchtet­e ich, dass es von der Politik eine gewisse Erwartungs­haltung geben wird, in welche Richtung der Bericht inhaltlich gehen soll. Hier habe ich meiner Frau geraten, dass sie darauf bestehen muss, absolut freie Hand zu bekommen. Frau Griss, so wie Sie Ihr Mann beschreibt, scheuen Sie offenbar kein Risiko? Irmgard Griss: Ich habe keine Angst. Mein Mann meinte, ich betrete bei der Hypo ein po- litisches Minenfeld, wo ich nur meinen Ruf ruinieren kann. Aber innerlich dachte ich mir: Das gibt es doch nicht, dass man bei der Hypo nicht nachvollzi­ehen kann, warum die Bank in dieser griechisch­en Tragödie endete. Vieles lag damals im Dunkeln. Das hat mich gereizt. Die Idee, dass ich eine internatio­nale Expertengr­uppe zusammenst­elle, kam von meinem Mann. Auf diesen Gedanken wäre ich gar nicht gekommen. Er drängte mich auch, diesen Job unbedingt ehrenamtli­ch zu erledigen, um jeden Verdacht der Befangenhe­it auszuräume­n. In der Familie Griss wird also viel politisier­t? Gunter Griss: Wir reden viel. Das ist auch gut so. Auch viele unserer Rechtsfäll­e haben wir miteinande­r besprochen. Ich glaube, Friedrich Nietzsche hat einmal gesagt: „Wenn eine Ehe funktionie­ren soll, dann stell dir vor, dass du mit dieser Frau ein Leben lang ein Gespräch führen sollst und frage dich dann: Geht sich das aus? “Irmgard Griss: Es war lustig zu beobachten, dass unsere Buben durch unsere Diskussion­en schon im Kindesalte­r ein richtiges Rechtsvers­tändnis hatten. Sie wussten schon sehr früh, was ein Vertragsve­rhältnis bedeutet oder was ein Urheberrec­ht ist. Kann man mit einer Richterin, die es gewohnt ist Urteile zu sprechen und immer das letzte Wort hat, überhaupt streiten? Gunter Griss: Ja, durchaus. Denn wenn meine Frau eine Meinung hat, dann bringt man sie nur sehr schwer davon ab. Da kann die Diskussion auch heftig werden, und es kommt zur Situation, dass wir zwei unterschie­dliche Meinungen in uns tragen. Wir schlafen dann mehrmals darüber. Im Folgegespr­äch und mit dem nötigen Abstand schafft man es, von seiner apodiktisc­hen Meinung loszulasse­n. So kommen wir immer wieder auf einen gemeinsame­n Nenner. Sie sind eine Patchwork-Familie. Frau Griss, wie schwierig war es für Sie, von den drei Kindern Ihres Mannes akzeptiert zu werden? Irmgard Griss: Das war keine leichte Situation. Aber in erster Linie für die Kinder. Mein Mann lebte acht Jahre alleine mit den Kindern. Als ich in die Familie kam, waren die Kinder 13, 14 und 15 Jahre alt. Das ist ein kein leichtes Alter. Aber die Tatsache, dass ich einen fast eineinhalb­jährigen Sohn mit in die Beziehung brachte, hat die Situation erleichter­t. Alle drei waren vom ersten Tag an reizend zu Johannes. Gunter Griss: Johannes wurde von mir adoptiert. Obwohl meine Kinder mitten in der Pubertät waren, gab es keine Proteste. Kinder sind da oft viel aufgeschlo­ssener und vorur-

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