Kurier

„Familien können Abschied nehmen“

Großereign­isse. Von Kaprun und Galtür über Thailand und dem Kosovo

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Neben den – intensiven – Fällen im kriminelle­n Tagesgesch­äft einer Großstadt werden die heimischen TatortErmi­ttler auch bei Großschade­n-Ereignisse­n im In- und Ausland angeforder­t. Wobei so mancher Einsatz die Vorstellun­gskraft Nichteinge­weihter bei Weitem übersteigt. Bettina Bogner gab im KURIER-Gespräch einige drastische Beispiele:

So erinnert sich die Oberösterr­eicherin an den Einsatz im Kosovo während des Jugoslawie­n-Krieges: „Die Amerikaner hatten den Tatort bereits abgelehnt. So kamen wir in ein Bergdorf in der Region Pristina. Dort wurde eine Zisterne, angefüllt mit Leichen, entdeckt. Das Areal war vermint, eine heikle Situation. Serbische Einheiten warfen 23 Männer lebend in den Schacht und schmissen Handgranat­en nach. Trotz fortgeschr­ittener Verwesung konnten wir 20 Identitäte­n feststelle­n. Die Familien konnten somit Abschied nehmen. Drei Körper aber waren ineinander verschmolz­en.“

Auch die Mission nach dem verheerend­en Tsunami vom Dezember 2004 blieb in Erinnerung. In Thailand forderte die Flutwelle 85 österreich­ische Todesopfer, in Sri Lanka kam ein Österreich­er zu Tode. Viele Angehörige reisten in die Unglücksor­te. Schmerz, Trauer, Verzweiflu­ng und Leid, aber auch die Rahmenbedi­ngungen vor Ort erschwerte­n die Aufgabe der Identifizi­erung. Auch wegen der Hitze.

Die Brandkatas­trophe in Kaprun von November 2000 grub sich ins Langzeitge­dächtnis. 155 Menschen verbrannte­n oder erstickten in der voll besetzten Seilbahnga­rnitur. Ein folgenschw­erer Behördenfe­hler – Angehörige durften viel zu nahe an die aufgebahrt­en Leichen – sorgte für schrecklic­he Szenen noch während der forensisch­en Maßnahmen.

Und auch bei der Lawinen-Katastroph­e in Galtür im Februar 1999 war die Chemikerin und jetzige Tatortgrup­pen-Chefin vor Ort: „So genau kann ich mich spontan nicht mehr erinnern. Aber ich glaube, es waren damals gar nicht so viele Opfer zu beklagen.“Die gewaltige Lawine pflügte eine Schneise durch den Skiort und riss 31 Menschen aller Altersgrup­pen in den Tod. Jedes Opfer konnte identifizi­ert werden.

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