Viktoria Rebensburg siegt weiter, Eva-Maria Brem hält Kugel-Kurs
Damen-Riesenslalom. Die Deutsche gewinnt in Maribor, die Tirolerin wird wiederVierteundführt weiter im Weltcup.
Wenn es etwas gibt, das EvaMaria Brem auszeichnet, dann ist es Beharrlichkeit. Denn ohne diese Eigenschaft wäre die 27-Jährige aus Münster in Tirol wohl längst zum Einkehrschwung in die Ski-Pension abgebogen, nach all den Jahren voller Misserfolge und Enttäuschungen. Seit Dezember 2013 aber belohnt sie sich mit beeindruckender Konstanz: Nie war sie seither schlechter als Zehnte in einem Riesenslalom, und just dieser zehnte Platz, der einzige Makel in dieser Serie und im vergangenen Jahr in Maribor passiert, sollte am Samstag nun am gleichen Ort getilgt werden. Denn: „Auch wenn’s die letzten Jahre hier nie funktioniert hat, es beginnt ja wieder bei null.“
Frühjahrsskifahren
Bei schwierigen, weil frühlingshaften Bedingungen und stark nachlassender Piste verfehlte die Beste des ersten Durchgangs am Pohorje schließlich das Siegespodest um sieben Hundertstelsekunden. „Leider habe ich kurz vor dem Ziel dem Druck nicht standhalten können und es im Endeffekt ein bisschen verpasst – wieder Vierte, leider.“Anders betrachtet, könnte man auch sagen, dass Eva-Maria Brem nun schon 17 Top-Ten-Resultate in Folge gesammelt hat und dabei zwei Mal Erste, vier Mal zweite, vier Mal Dritte und fünf Mal Vierte war.
In Sachen RiesenslalomWeltcup ist die deutsche Maribor-Siegerin Viktoria Rebensburg der Führenden Brem nun bis auf 32 Punkte nahegerückt, zwei Rennen sind noch zu absolvieren bis zur Vergabe der kleinen Kristallkugel, das nächste am 5. März im slowakischen Jasna. Eva-Maria Brem ist das ganz recht: „Es ist ganz gut für mich, dass jetzt einmal ein bissl eine Pause ist.“
Eine unfreiwillige Auszeit nahmen sich die beiden Rivalinnen im Gesamtweltcup: Lindsey Vonn fiel im zweiten Lauf zum dritten Mal en suite aus; für die 31-Jährige aus den USA ein Fehler ohne Folgen in Sachen große Kugel. Denn auch ihre Schweizer Verfolgerin Lara Gut schied aus und liegt damit weiterhin 50 Punkte hinter Lindsey Vonn zurück.
Grenzenlose Freude erlebte dafür eine Lokalmatadorin: Ana Drev wurde wie schon zuletzt in Flachau Zweite und ist mit ihren 30 Jahren in der Form ihres Lebens – zum zweiten Mal in ihrer Karriere stand die Slowenin auf dem Podest. Nur sechzig Kilometer von Wien entfernt drehten soeben Europas Eis-Artisten ihre Pirouetten. Nur: Kaum wer fuhr hin. Selbst Olympiasiegerin Trixi Schuba saß nicht in der Eishalle von Bratislava, sah die EM auch nicht via rosport, sondern zu gleicher Zeit eine Theaterpremiere am Wiener Schwedenplatz. Als sie selbst noch als Talent galt und davon träumte, so erfolgreich zu sein wie die Europameisterinnen Hanna Eigel, Hanna Walter oder Regine Heitzer, hockte halb Wien in Gasthäusern vor SchwarzWeiß-Fernsehapparaten.
Da wurde sogar jede nationale Meisterschaft von einem Freiluft-Eislaufplatz übertragen. Da dominierte das Duell zwischen dem beliebten Weltmeister Emmerich Danzer und dem schwierigen Olympiasieger Wolfgang Schwarz die Schlagzeilen. Da entsandte der KURIER den damaligen Sportchef Josef Huber zur Eis-WM nach Colorado, mit der Bitte, falls er Zeit habe, beim Skiweltcup-Rennen vorbeizuschauen. Die Bezeichnungen Doppel-Axel, Salchow und Rittberger hörte man so oft wie Mausefalle, Steilhang, Abfahrtshocke.
Heute sind nicht einmal allen Sportjournalisten die Namen Kerstin Frank, MarioRafael Ionian, Barbora Silna/ Juri Kurakin und Miriam Ziegler/Severin Kiefer geläufig, obwohl es sich um Österreichs aktuelle EM-Teilnehmer handelt. Daher weiß auch niemand, dass sie mehr- heitlich im Ausland trainieren. Dort trainieren müssen. Weil sonst nichts weitergeht.
Schlechte Infrastruktur, Gerangel um Eiszeiten, fehlende Trainer, aber auch der Wohlstand, sagt Schuba, seien die Gründe, weshalb in Österreich nicht mehr von Medaillen geträumt werden kann. „Aber in Deutschland und in der Schweiz haben sie ähnliche Probleme.“Denn wer tue sich heute noch ein mindestens sechsstündiges tägliches Training an, teilweise schon vor Schulbeginn?
Schuba war selbst Österreichs Eiskunstlauf-Präsidentin, ehe sie – zermürbt vom Hickhack der Funktionäre – w.o. gab. Der Vorwurf, nur die Vergangenheit zu glorifizieren, kann der Olympiasiegerin 1972 allerdings nicht gemacht werden.
Sie würdigt den spanischen Europameister Javier Fernández, und der japanische Olympiasieger Yuzuru Hanyū sei sowieso „zum Niederknien“. Auch vom 28-jährigen Österreicher Viktor Pfeifer, der nach den Winterspielen 2014 seine Karriere beendete und Trainer wurde, schwärmt die Wiener Olympiasiegerin von 1972.
„Er hat ein Studium erfolgreich abgeschlossen. Ein zweites begonnen. Und steht trotzdem als Trainer zehn Stunden täglich auf dem Eis. Seine Schüler schwärmen von ihm.“
Wo? Nicht in Österreich, sondern in der Nähe von Philadelphia. In den USA.