Weg von der Verlierer-Straße Tag der Straßenkinder.
Ein Pater eröffnet den Gestrandeten mit österreichischer Hilfe in Sierra Leone Zukunftschancen
Hart und entbehrungsreich war Henry Dumbuyas Leben immer schon, doch es sollte noch schlimmer werden. Denn eines Tages kam ein Mann in das Dorf des damals Zwölfjährigen, im vernachlässigten Hinterland des westafrikanischen Staates Sierra Leone, und erzählte den Eltern des Heranwachsenden das Blaue vom Himmel: Er werde den Spross in die Hauptstadt Freetown mitnehmen, um ihm dort eine gute Schulbildung angedeihen zu lassen und ihm beziehungsweise der gesamten Familie Zukunftschancen zu eröffnen. Vater und Mutter willigten ein, und damit begann das Martyrium des Burschen.
Statt im Klassenzimmer landete Henry auf der Straße und musste Eiswürfel verkaufen, die er zuvor in kleinen Plastiksackerln selbst hergestellt hatte. „Er wurde Auch im neuen Jahr haben wir Entscheiden Sie sich für ein für eine aus Beiden
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bei wie ein Sklave gehalten und oft geschlagen“, sagt der DonBosco-Salesianer Lothar Wagner. Irgendwann konnte der Bub nicht mehr und rannte weg. Die verdreckten Gassen Freetowns waren ab sofort sein neues Zuhause, das er sich mit rund 4000 anderen Straßenkindern teilte.
„Drogen, Diebstahl und die ständige Angst, verprügelt zu werden – auch von der Polizei – prägten seinen Alltag“, schildert der deutsche Geistliche, der Henry mit bequemen Zustellservice1), ein
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für Sie. oder gleich dann unter seine Fittiche genommen hat. Und das kam so: „Wir fahren mit unserem umgebauten Linienbus durch die ganze Stadt und versuchen, Kontakt mit diesen gestrandeten Kindern aufzunehmen und ihr Leben wieder in geordnete Bahnen zu lenken“, so Lothar Wagner, der sich anlässlich des heutigen Tages der Straßenkinder in Wien auf hielt, im KURIERGespräch.
Multi-Funktionsbus
Dieser „Kontakt“-Bus ist ein mobiles Multi-Funktionszentrum: „Im vorderen Teil ist ein Behandlungsraum, wo kleine Verletzungen behandelt werden können, im Mittelteil stehen Schultische und -bänke, wo wir die Buben und Mädchen beraten und teilweise auch unterrichten, und im hinteren Abschnitt haben wir unsere Spielecke“, schildert Pater Lothar, der von der österreichischen Hilfsorganisation „Jugend Eine Welt“unterstützt wird
Eine Mahlzeit erhalten die Kinder ebenfalls.
Ziel sei deren Rückführung in die Herkunftsfamilie, was freilich nicht immer gelinge. Im Fall von Henry Dumbuya aber habe es funktioniert. „Das war ein hartes Stück Arbeit. Zehn Monate lang haben wir ihn mit Musik, Tanz und Sport wieder an einen geregelten Tagesablauf gewöhnt. Heute ist er in sei- nem Heimatdorf und schließt dort die Schulbildung ab“, erzählt der Ordensmann gerne diese Erfolgsstory.
Ebola-Nachwirkungen
Eine besondere Herausforderung sei die Ebola-Seuche gewesen, die Sierra Leone mit voller Wucht traf (mehr als ein Drittel aller weltweit registrierten Todesfälle wurden in dem westafrikanischen Staat verzeichnet). „Unsere landesweite Hotline, die wir eigentlich für die Straßenkinder-Problematik eingerichtet hatten, war für sehr viele eine zentrale Anlaufstelle. Wir haben über alle wichtigen EbolaFragen Auskunft gegeben und mussten unser Personal von drei auf 48 Mitarbeiter aufstocken“, sagt Lothar Wagner, der blieb, während fast alle internationalen Hilfsorganisationen auf dem Höhepunkt der Seuche das Weite suchten.
Ein Folgeproblem laut dem Pater: Da die Sicherheitskräfte damals fast ausschließlich mit der Überwachung der Ausgangssperren und Quarantänezone beschäftigt waren, sei die Kriminalität explodiert. Und diese Kultur der Straf losigkeit wirke bis heute nach.