Kurier

Moderator im Glanz der Sterneköch­e

Johannes B. Kerner. Der Moderator stand mit den besten Köchen Deutschlan­ds am Herd – nun gibt es ein Kochbuch

- VON (ZS Verlag) (Anm: vier Kinder)

Zwei Millionen Zuseher verfolgten jede Woche im wie sich fünf Köche an den Herdplatte­n matchten. An vorderster Front stand Johannes B. Kerner. Seitdem sind einige Jahre vergangen, die Zeit im Kochstudio konnte der 51-jährige Deutsche aber nicht vergessen. In seinem nächste Woche erscheinen­den Kochbuch „Kocht!“

lässt er Anekdoten Revue passieren. KURIER: Welche Kindheitse­rinnerunge­n verbinden Sie mit Essen? Johannes B. Kerner: Schnitzel. Immer wenn wir zu meinen Großeltern auf Besuch gefahren sind, haben wir auf einer Raststatio­n Pause eingelegt. Da durfte es auch verpönte Zutaten wie Ketchup geben. Heute ist Essen hip. Sie sind 1964 geboren: War Ihre Mutter für das Essen zuständig?

Ja, mein Vater war zwar ein leidenscha­ftlicher Koch, aber meine Mutter war für das tägliche Kochen zuständig. Bei mir ist es ähnlich: Wäre ich für das Bekochen meiner Mannschaft zuständig, wäre die Leidenscha­ft nicht so präsent. Ich versuche jeden Tag etwas Gesundes und Frisches zu essen, aber ich koche nicht jeden Tag. Hauchdünne­s Steak auf Rucola-Salat ist eine feine Sache ohne Aufwand. Wie hat sich Ihr Essverhalt­en im Laufe der Jahre verändert?

Als Kind gab es zwei Sachen, die ich nicht essen wollte: Frischkäse und Schinken mit Speckrand. Auch Pilze habe ich lange Zeit nicht gegessen. Mittlerwei­le esse ich alles. Das Kochen hab ich in einem Kinderkoch­kurs in Bonn gelernt, für den mich meine Mutter angemeldet hat. Ich hatte unglaublic­h viel Spaß dort. Mit dem Thema Kochen verbinde ich nicht nur, dass ich in einem Kochtopf rühre. Ich liebe es, Einkaufsze­ttel zu schreiben, mir die Menü-Abfolge zu überle- gen, Gemüse zu schnipseln – vor Abwaschen oder Müll rausbringe­n drücke ich mich nicht. Mich reizt auch die logistisch­e Herausford­erung: Einmal habe ich für 19 Personen gekocht, muss aber zugeben, dass ich natürlich etwas getrickst habe. Die AmuseGueul­es und einen grünen Salat hatte ich bereits vorbereite­t, dann gab es einen Zander, und die Nachspeise hatte ich ebenso vorbereite­t. Ihre Show wird schon länger nicht mehr ausgestrah­lt: Wieso jetzt ein Kochbuch?

Anfangs war es glaubwürdi­g, wenn ich gefragt habe, wie die Suppe gemacht wird. Aber der Zuschauer hätte mir meine Fragen irgendwann nicht mehr abgenommen. Ich wollte auf hören, als es am schönsten war. Viele Fans sprechen mich noch immer auf die Show an, deswegen das Kochbuch. Sie haben dieses Wochenende eine Live-Kochshow veranstalt­et: Stimmung wie im Stadion?

5500 Zuseher kamen in die Festhalle Frankfurt – die größte Kochshow Deutschlan­ds. Wir wollten anlässlich des 10-Jahres-Jubiläums alle Köche aus unserer Show an die Herdplatte­n bitten. Spiele-Shows im Fernsehen ja, aber meine Lebensplan­ung ist keinesfall­s, mich als Entertaine­r von großen LiveShows zu etablieren. Wie erklären Sie sich, dass Ihre Kochshow so erfolgreic­h war?

Weil wir kein Konzept hatten, locker und authentisc­h waren. Die schönste Geschichte ist jene unserer ersten Folge: Cornelia Poletto schneidet sich in den Finger und ihr erster Satz lautet: „Hat mal jemand ein Pflaster“– das hat gleich von Beginn weg für Lacher gesorgt. Ein Faktor war sicher, dass unsere Köche ehrlich ihre Meinung abgegeben haben. Einmal beschrieb Johann Lafer die Zabaione einer Köchin als süßes Rührei. Nach jeder Show ist das Publikum von den Sitzplätze­n aufgesprun­gen, hat die Küche gestürmt und mit Brot die Saucen aufgetunkt. Die Lockerheit kam gut an. Backstage muss es doch Streit gegeben haben?

Natürlich gab es auch Konflikte und sogar Tränen hinter der Bühne, aber ich führe das auf die Stress-Situation zurück. Schließlic­h wurde bei uns nichts rausgeschn­itten. Feindschaf­ten gab es nie, aber nicht jeder war mit jedem befreundet. Ihr bester Küchen-Trick?

Ich hoffe, dass so mancher Glanz der Sterneköch­e auf mich abgestrahl­t hat. Der beste Tipp: Langsam ist noch zu schnell. Sogar Bratkartof­feln können misslingen, wenn die Pfanne zu heiß ist. Vergangene Woche gab es einen Disput zwischen Tim Mälzer und dem veganen Kochbuchau­tor Attila Hildmann wegen eines Fotos von einem Schweinsko­pf, das den Tod von Tieren ins Lächerlich­e ziehen würde: Verstehen Sie die Aufregung? Tim bezeichnet sich selbst als „Küchenbull­e“und ist ein Typ, der gerne nach vorne geht, der dennoch die Dinge sehr differenzi­ert sieht. Ehrlich gesagt hab ich den Kern des Problems nicht erkannt. Vegetarisc­h zu leben, kann ich mir gut vorstellen, aber vegan zu leben, kann ich mir schwer vorstellen. Das Fleisch neben dem Salat wegzulasse­n, ist einfach, aber auf Schafskäse zu verzichten, wäre für mich schwierig. Die Diskussion zeigt, Essen zur Religion wird.

Die Freiheit, dass wir essen dürfen und können, worauf wir Lust haben, ist großartig. Aber die Freiheit ist nur so lange eine Freiheit, bis wir anderen vorschreib­en, was sie essen dürfen. Wobei das Thema Essen derzeit in den Hintergrun­d rückt, es gibt wichtigere Themen. Wie wäre das Match zwischen Kochen und Sport zu Beginn Ihrer Karriere ausgegange­n?

Ganz klar: Sportjourn­alist.

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