Kurier

Tanzen und Feiern in eine

Rückblick. Vor 60 Jahren eröffneten Anneliese Figl und Sven Boltenster­n den ersten Opernb

- VON

Fotos, Programmhe­ft, Krönchen. Anneliese Figl hat ihre Opernball-Schätze auf dem Holztisch im Esszimmer ausgebreit­et, als wir sie in ihrer Wohnung in Wien-Döbling besuchen. „Ich habe alles aufgehoben“, lächelt die elegante 79Jährige mit dem sorgfältig aufgetrage­nen Make-up. Die Tochter von Leopold Figl ist Presseterm­ine gewöhnt – gerade im Gedenkjahr­G 2015 sprach sie immer wieder über ihren Vater,

en legendären Kanzler und Außenminis­ter. Heute soll es um in anderes Thema gehen.

Denn Annelies Figl, wie sie im m offizielle­n Programmhe­ft von 1956 genannt wurde, war eine von 400 Debütanten beim ersten Opernball nach dem Zweiten Weltkrieg. „Ball-Eröffnunge­n waren damals ein Fixpunkt in unserem Leben“, erinnert sie sich. „Es gab eine Gruppe von jungen Männern und Frauen, die abwechseln­d alle Bälle eröffnet haben, meist mit verschiede­nen Partnern.“Zu dieser Gruppe zählten die Söhne und Töchter der besten Wiener Familien, wie ein Blick auf die Liste des „Jungdamen- und Jungherren-Komitees“zeigt: Hörbiger, Kinsky, Habsburg, Thun-Hohenstein. Und natürlich Figl: Als Tochter des Außenminis­ters durfte Anneliese in der zweiten Reihe einziehen, ihr BBruder Johannes in der ersten. Vater Leopold beobachtet­e seine Kinder von der Loge aus. „Bälle wwaren ihm kein besonderes Anli iegen, aber die Veranstalt­er wwaren immer froh, wenn er geko ommen ist. An diesem Tag war err besonders stolz.“

En ndlich wieder feiern

Sven Boltenster­n gehörte Gruppe der Wiener „BallEröffn­er“. Zur Staatsoper hatte der bekannte Goldschmie­d und Juwelier eine besondere Beziehung:h Sein Vater, der Architekt Erich Boltenster­n, war maßgeblich am Wiederauf bau der im Krieg zerstörten Oper beteiligt, hatte sogar sieben Jahre lang sein Baubüro im Gebäude am Ring. „Der erste Opernball war ein großes Fest“, erzählt Sven Boltenster­n in seinem kleinen Atelier in Wien-Hietzing. Das Unternehme­n hat er vor Kurzem an seine Tochter Marie (26) übergeben, er selbst fungiert nun als „Berater und Motivator“im Hintergrun­d. Vom ersten Opernball hat der 83-Jährige seiner Tochter immer wieder berichtet. „Es war ein besonderer Ball für mich. Viele Freunde von

dJ mir haben eröffnet, und auch mein Bruder Erich, der kurz davor aus der Kriegsgefa­ngenschaft zurückgeke­hrt war. Alle waren froh, dass der Krieg vorbei war. Endlich konnte man wieder feiern.“Keine Selbstvers­tändlichke­it: „Ich erinnere mich daran, wie ich kurz nach dem Krieg zwischen Hotel Sacher und der Oper gestanden bin. Der Zuschauerr­aum war ein Gewirr aus Stahltrave­rsen. Über mir war der blaue Himmel, unter mit ein 50 Meter tiefes Loch.“

Eine teure Angelegenh­eit war der Opernball schon in den Fünfzigerj­ahren: 100 Schilling kostete die Eintrittsk­arte für das Komitee, „normale“Gäste mussten das Dreifache zahlen. „Geld war Mangelware, gerade für uns Junge“, sagt Boltenster­n. „Meine Tanzpartne­rin habe ich nach der Eröffnung trotzdem auf ein Paar Würstel eingeladen.“Eine Anekdote erzählt der passionier-

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