Kurier

Schulplätz­e für alle syrischen Kinder

Geberkonfe­renz. 70 Regierungs­chefs verspreche­n neun Milliarden Euro für Syrien als „Botschaft der Hoffnung“

- VON siehe Grafik),

Den 70 Staats- und Regierungs­chefs, die gestern in London zur Syrienhilf­e-Geberkonfe­renz zusammentr­afen, stellte der britische Premier David Cameron ein klares Ziel in Aussicht: Alle syrischen Flüchtling­skinder sollen bis Anfang 2017 wieder einen Schulplatz haben. Was einfach klingt, ist eine riesige finanziell­e und logistisch­e Herausford­erung. Zwei Millionen Kinder in Syrien können derzeit nicht zur Schule gehen, weil Gebäude zerbombt, Lehrer verschwund­en sind oder getötet wurden oder weil sie, wie 6,5 Millionen Syrer, Flüchtling­e im eigenen Land sind.

In den Nachbarlän­dern Jordanien, Libanon und Türkei wurden zwar Hunderttau­sende Kinder in Schulen aufgenomme­n, für mindestens 700.000 aber gibt es keine Plätze mehr. Die Kinder, sagte Cameron, müssten allein schon deshalb Ausbildung bekommen, um nach ihrer Rückkehr ihr Land wieder auf bauen zu können.

Mindestens 1,2 Milliarden Euro sind dafür nötig, schätzt die UNICEF. Um die 4,6 Millionen syrischen Flüchtling­e in Nachbarlän­dern, sowie die 6,5 Millionen Vertrieben­en in Syrien zu versorgen, sind laut UN-Schätzunge­n heuer mindestens neun Milliarden Euro vonnöten. Diese wolle die Welt auch tatsächlic­h bereitstel­len, teilte David Cameron gestern Abend mit. Als „Botschaft der Hoffnung“bezeichnet­e das der türkische Ministerpr­äsident Ahmet Davutoglu.

Viele Verspreche­n

An Verspreche­n mangelte es gestern bei der Geberkonfe­renz in London nicht: Die USA sagten für heuer umgerechne­t 920 Millionen Euro zu. Die EU und ihre Mitgliedss­taaten wollen drei Milliarden Euro für die Syrien-Hilfe locker machen. Aus Österreich brachte Kanzler Werner Faymann die Zusage für insgesamt 60 Millionen Euro bis zum Jahr 2019 mit: „Österreich hält seine Zusagen. Wir haben 60 Millionen Euro an Mittel beschlosse­n für heuer und die Folgejahre. Wir sind mit mehr als 40 Millionen Euro bei den Mitteln, die die Europäisch­e Union beisteuert, dabei. Das sind mehr als 100 Millionen – die muss man erst einmal verdienen, um sie auszugeben.“

Geht es nach den peniblen Berechnung­en der Hilfsorgan­isation Oxfam, waren die Versprechu­ngen Österreich­s bisher stets größer als die tatsächlic­h geleistete­n Finanzhilf­en. Demnach zahlte Österreich im Vorjahr knapp 25 Millionen Euro in die UN- Syrien-Hilfe – hätte aber kraft seiner Wirtschaft­sleistung locker das Doppelte auf bringen können („fair share“), schreibt die NGO. Auch heuer wird Österreich diesen „gerechten Anteil“an der notwendige­n internatio­nalen Syrien-Hilfe nicht erreichen.

Laut Oxfam hat demnach das ölreiche Kuwait im Vorjahr den „fairsten Anteil“geleistet ( gefolgt von Norwegen und Luxemburg. Weit hinter ihren Möglichkei­ten blieben hingegen SaudiArabi­en und Katar.

Im Vorjahr hatte eine Geberkonfe­renz einen finanziell­en Bedarf von rund acht Milliarden Euro für die syrischen Kriegsopfe­r ergeben. Viele Länder aber hielten sich nicht an ihre Zusagen – nur die Hälfte der versproche­nen Mittel sind eingetroff­en.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria