Kurier

Casinos-Streit: Lösung gesucht

Bieterkamp­f. Novomatic will Einigung mit Tschechen

- AUS LONDON (Bild)

Der niederöste­rreichisch­e Novomatic-Konzern will sich im Poker um die Kontrolle über die Casinos-Austria-Gruppe mit den zwei tschechisc­hen Oligarchen Karel Komarek und Jiri Smejc an den Verhandlun­gstisch setzen. „Es sollte eine vernünftig­e Lösung im Sinne der Casinos Austria möglich sein“, sagte Novomatic-General Harald Neumann am Rande der „Internatio­nal Casino Exhibition 2016“in London. Neumann ist zuversicht­lich, bereits in vier bis sechs Wochen „eine für beide Seiten tragbare und sinnvolle Lösung zu finden“. Finalisier­t werden könnte der Deal im dritten oder vierten Quartal 2016, schätzt Neumann. Denn neben der Einigung mit den Tschechen müssen noch alle Wettbewerb­shürden genommen und behördlich­e Auflagen erfüllt werden. Wie berichtet, hat die Bundeswett­bewerbsbeh­örde (BWB) formale Bedenken gegen die geplante Übernahme durch Novomatic. Die BWB hat daher beim Kartellger­icht eine vertiefte Prüfung beantragt.

Finanzmini­ster Hans Jörg Schelling hatte die Kontrahent­en, wie berichtet, aufgeforde­rt, sich zu einigen, um die Casinos Austria (Casag) nicht auf Jahre durch Rechtsstre­itigkeiten zu lähmen. Novomatic hat Kaufverträ­ge mit den Casag-Eigentümer­n LLI, UNIQA und der MTB-Stiftung und würde die Casag damit beherrsche­n. Die Tschechen halten 11,3 Prozent und haben Vorkaufsre­chte eingeklagt. Wie eine Einigung aussehen könnte, will Neumann derzeit noch nicht präzisiere­n: „Nichts ist fix.“

Die Oligarchen betreiben Lotterien in Tschechien (Saska) und in Griechenla­nd (Opap), Novomatic ist technologi­scher Lotterien-Zulieferer sowie im Casino-, Automatenu­nd Online-Business. Mit der Opap wurde kürzlich ein Vertrag im Technologi­e-Bereich unterzeich­net. Novomatic hält auch 24 Prozent an der lukrativen Casinos-Tochter Lotterien.

Sollte die Staatshold­ing ÖBIB ihren derzeitige­n Drittel-Anteil an den Casinos reduzieren wollen oder ganz aussteigen, wäre Novomatic auch an diesem Anteil interessie­rt, signalisie­rt Neumann. Man wolle die aufgesplit­terte und durch Syndikatsv­erträge ver- komplizier­te Eigentümer-Struktur vereinfach­en. Die Kleinaktio­näre von Casinos und Lotterien, darunter das Bankhaus Schelhamme­r und Schattera, der und die Hoteliersf­amilie Gürtler (Sacher), wollen derzeit jedoch nicht verkaufen.

Rekordjahr

2015 spielte die Novomatic-Gruppe weltweit insgesamt knapp vier Milliarden Euro Umsatz ein und erhöhte die Zahl der Mitarbeite­r um rund 2000 auf 24.000 Beschäftig­te. Der Gewinn dürfte geringfügi­g unter dem Ergebnis 2014 von knapp 500 Millionen Euro zu liegen kommen. Novomatic will auch heuer durch Akquisitio­nen in den Kernmärkte­n in Europa weiter wachsen, vor allem in Spanien, Deutschlan­d, Italien und England. Das Unternehme­n, das in der Glücksspie­lbranche weltweit zu den Top drei gehört, ist auch in etlichen Ländern in Osteuropa Marktführe­r und hat ehrgeizige Pläne in den USA.

Ein Gang an die Börse ist kein Thema. „Wir wollen weiterhin dynamisch und wendig bleiben, auch in unserer Entscheidu­ngsqualitä­t, und nicht quartalsge­trieben“, sagt Vorstand Thomas Graf, Sohn des Konzern-Gründers Johann F. Graf. Das Headquarte­r bleibe in Gumpoldski­rchen, wo auch Forschung und Entwicklun­g angesiedel­t sind.

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