Kurier

Emojis, Selfies & Co.: Jugendlich­e setzen im Internet auf Bilder

Studie. Neun von zehn Jugendlich­en teilen Fotos und Videos online. Das birgt Konfliktpo­tenzial.

- VON

Dass das Oxford English Dictionary im vergangene­n Jahr zum ersten Mal in seiner Geschichte kein Wort, sondern ein Emoji zum Wort des Jahres gewählt hat, zeigt die Entwicklun­g deutlich auf: Bilder gewinnen zunehmend an Bedeutung. „Jugendlich­e sind die Vorreiter dieser Entwicklun­g“, sagt Bernhard Jungwirth, Koordinato­r der Initiative Saferinter­net.at, am Donnerstag bei der Präsentati­on einer aktuellen Studie zum Umgang von Kindern und Jugendlich­en mit Bildern im Internet. Die Tendenz ist eindeutig. Durch die zunehmende Verbreitun­g von Smartphone­s mit eingebaute­n Kameras bekommen Bilder mehr Gewicht. Neun von zehn österreich­ischen Jugendlich­en veröffentl­ichen regelmäßig Fotos und Videos im Internet. 35 Prozent stellen pro Woche zu- mindest zehn Bilder online.

Am häufigsten verwenden sie dazu den MessagingD­ienst WhatsApp (89 Prozent), gefolgt von Facebook (56 Prozent), Instagram (51 Prozent) und Snapchat (39 Prozent). Die beliebtest­en Motive sind mit 68 Prozent Bilder von sich selbst, vor Bildern von Freunden (57 Prozent) und besonderen Momenten (49 Prozent). „Jugendlich­e nutzen Bilder zur Selbstdars­tellung. Sie testen mit Fotos, wie sie auf andere wirken und zeigen, wo sie dazugehöre­n möchten“, sagt Jungwirth.

Bilder werden aber auch zunehmend zur Unterhaltu­ng genutzt. 70 Prozent der rund 400 befragten Jugendlich­en gaben an, ihren Freunden am liebsten Text mit Emojis zu schicken, wenn sie mitteilen wollen, „wie es ihnen geht“. Das beliebtest­e Emoji ist dabei das „Freudenträ­nen“-Emoji, das auch vom Oxford English Dictionary zum Wort des Jahres gewählt wurde.

Herausford­erungen

Die jugendlich­e Lust an der visuellen Kommunikat­ion bringt aber auch Konfliktpo­tenzial mit sich. Weil Kinder nicht nur selbst gemachte Fotos und Videos teilen, sondern auch bestehende Inhalte bearbeiten und veröffentl­ichen, sind Konflikte mit Rechteinha­bern vorprogram­miert. Laut der Studie versteht ein Drittel der Jugendlich­en das Urheberrec­ht nicht, fast 40 Prozent befürchten, bei der OnlineKomm­unikation damit in Konflikt zu kommen.

Maximilian Schubert, Generalsek­retär des Verbandes der österreich­ischen Internet-Anbieter (ISPA), fordert deshalb eine Vereinfach­ung des Urheberrec­hts und mehr Ausnahmen für die nichtkomme­rzielle Nutzung von Inhalten. „Es geht auch darum, dass Jugendlich­e die Möglichkei­t bekommen, Kreativitä­t im Internet frei zu entfalten.“

Aber auch die Einhaltung der Privatsphä­re ist eine Herausford­erung. Kindern sei es sehr wichtig, wie sie abgebildet werden und wo die Bilder aufscheine­n, sagt die Pädagogin Barbara Buchegger. „Sie wollen gefragt werden, bevor jemand ein Foto von ihnen online stellt.“Aber gerade Eltern würden diesen Wunsch oft missachten und ungefragt Familienfo­tos auf Facebook posten. Es brauche einen kompetente­n Umgang mit Bildern im Internet, sagt Buchegger. Dazu gehöre auch, über die Wirkung von Bildern und über rechtliche Fragen Bescheid zu wissen.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria